Verabschiedung Ein Urgestein sagt tschüss

Königshof. · Lehrer mit Leib und Seele: Nach 43 Jahren im Schuldienst geht Wolfgang Lueg, Leiter der Grundschule Königshof, jetzt in den Ruhestand.

 Wolfgang Lueg auf der Treppe seiner Grundschule in Königshof.

Wolfgang Lueg auf der Treppe seiner Grundschule in Königshof.

Foto: Lothar Strücken

Dass Wolfgang Lueg in mehr als zwölf Jahren als Schulleiter der Katholischen Grundschule Königshof offenbar einiges richtig gemacht hat, das zeigt nicht nur der Anmeldeboom an seiner Schule. Viele, die Lueg im Laufe seines 43-jährigen Berufslebens als Hauptschullehrer, später als Konrektor und Schulleiter an mehreren Grundschulen, begleitet haben – ehemalige, pensionierte, aktuelle Kollegen und Wegbegleiter sind ins Jugendheim der Herz Jesu Gemeinde Königshof gekommen, um ihn in den Ruhestand zu verabschieden.

Vier Jahre länger
im Schuldienst

Für Schulrätin Marita Koblenz-Lüschow ist Wolfgang Lueg „ein Urgestein, ein Kollege, der neugierig auf die Welt ist, ein aktiver Netzwerker, der mit vorausschauendem Blick seine Schule voran gebracht hat“. Er sei einer, der „seinen Kolleginnen immer den Rücken stärkt und sich über all die Jahre immer mit seiner Schule identifiziert hat“, sagt Koblenz-Lüschow. Bürgermeisterin Karin Meincke hat für ihre Rede die Suchmaschine bemüht und den Begriff „Grundschuldirektor“ gegoogelt: Danach handelt es sich dabei „oftmals um den einzigen Mann, der häufig in Frühpension geht und dessen Stelle fast genauso häufig unbesetzt ist – weil den Job offenbar keiner machen will“. Auf Wolfgang Lueg treffe lediglich zu, dass er über viele Jahre der einzige Mann an der Grundschule Königshof war. Frühpension? Im Gegenteil. „Gut vier Jahre hat Wolfgang Lueg die Grenzen überzogen und jetzt geht er auch nur, weil das Beamtenrecht es vorsieht“, sagt Meincke. Dass er „mit viel Herzblut gearbeitet“, „Wege und Perspektiven“ aufgezeigt habe, das merke man auch an der Strahlkraft der Grundschule Königshof.

„Sie hatten immer ein offenes Ohr für die Sorgen der Kinder und Eltern, wenn es sein musste, auch im Vorbeigehen auf dem Flur“, sagt die Elternvertreterin der Schulpflegschaft. „Güte, Glaube und christliche Gemeinschaft“ seien unter Luegs Führung unter dem Dach der katholischen Grundschule immer gelebt worden und hätten sie zu einem Ort gemacht, „an dem Eltern ihre Kinder gerne anmelden, weil sie sich hier zuhause fühlen und an dem die Lehrkräfte gerne unterrichten“, betont Eva Kesseler, stellvertretende Vorsitzende des Personalrates. Dass Lueg vor vier Jahren in Zeiten des Lehrermangels für sich erkannt habe, dass es für ihn noch nicht an der Zeit ist, den Dienst zu quittieren, das sei „keinesfalls selbstverständlich und verdient höchste Anerkennung“, findet Kesseler.

Der Abschied
fällt ihm schwer

Die wohl schönste Anerkennung, für die es nicht viele Worte braucht, gibt es von den Kindern: „Was werdet ihr an Herrn Lueg am meisten vermissen?“, haben die Lehrer gefragt, und die Antworten der Grundschüler in einem Video zusammengeschnitten. „Alles“, ist der knappe Kommentar eines Schülers. Vielen anderen wird sein Musikunterricht in Erinnerung bleiben, aber auch „sein Lächeln“ und „seine Nettigkeit“.

Wie sehr ihn diese Worte bewegen, und dass ihm der Abschied keinesfalls leicht fällt, daraus macht Wolfgang Lueg keinen Hehl. „Da habe ich doch kurz darüber nachgedacht, du könntest doch vielleicht noch ein drittes Mal verlängern. . .“ Mit einem langen Seufzer beginnt er seine Abschiedsrede – „eine Miniauswahl der beruflichen Highlights“ (siehe Kasten) – in der aber auch Luegs feiner Humor nicht zu kurz kommt. Seiner Frau, die die Erziehung der vier inzwischen erwachsenen Kinder mit Rücksicht auf seine berufliche Karriere „quasi im Alleingang gemeistert“ habe, verspricht er, „die häuslichen Abläufe künftig nicht zu sehr zu stören“.

Der Zahn der Zeit habe an ihm genagt, sagt Lueg, „es ist jetzt gut“. Schließlich sei es nicht selbstverständlich, diesen Lebensabschnitt lebend, noch weniger, ihn gesund zu erreichen. „Meine Haare sind weiß geworden, aber sie wachsen und gedeihen“ – was seine Gesundheit betrifft, ist er ebenso optimistisch.

„Ich bin immer gerne Lehrer gewesen. Mit Kindern zusammen zu arbeiten, ihnen Wissen, aber auch Spaß am Lernen zu vermitteln, hat mir Freude gemacht. Wenn es nun noch gelingt, die Anmeldeproblematik an unserer Schule zu meistern, dann kann ich diesen langen, wichtigen und prägenden Abschnitt abschließen.“ Mit gutem Gewissen gebe er die Regie in die Hände seiner Nachfolgerin Constanze Kreymborg, mit der er fünf Jahre im Team gearbeitet hat und dazu dieses Fazit zieht: „Zwischen uns passt kein Blatt.“ Für sich habe er erkannt, „dass der Ruhestand nicht nur das Ende des Berufslebens, sondern vielleicht die Krönung ist“.

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