WZ-Mobil zu Flüchtlingen: "Der Südbezirk ist schon jetzt zur Genüge belastet"

Es wurde sehr kontrovers diskutiert, ob es richtig ist, Flüchtlinge in der Don-Bosco-Schule unterzubringen.

Krefeld. Die Stadt hat sich entschieden, die frühere Don-Bosco-Schule an der Feldstraße im Südbezirk als Notunterkunft für Asylbewerber zu nutzen. Das Gebäude wird für 160 000 Euro umgebaut. Viele Anwohner möchten verhindern, dass die Flüchtlinge in der ehemaligen Schule untergebracht werden. Sie haben eine Interessengemeinschaft gebildet, deren Sprecher Hartmut Günther ist. Am WZ-Mobil gab es eine sehr kontroverse Diskussion, der sich auch der Leiter des Sozialamtes, Wolfram Gottschalk, stellte.

Hartmut Günther hält die Schule als Notunterkunft für völlig ungeeignet. „Die Umstände dort sind menschenunwürdig. Große Schulräume werden mit dünnen Trennwänden unterteilt. Da sind Konflikte programmiert.“ Vorbehalte gegen Flüchtlinge hätten die Anwohner nicht, betont er. Es gäbe aber Vorbehalte gegen Roma, weil sie aus Ländern kämen, in denen es keinen Krieg gebe. Wieso man diese Menschen zu Flüchtlingen zähle, sei den Anwohnern schleierhaft.

Sozialamtsleiter Wolfram Gottschalk betonte, von menschenunwürdigen Bedingungen könne keine Rede sein. Es gebe Toiletten und Duschen. Zudem würden die Flüchtlinge von der Stadt rund um die Uhr betreut.

„In der Don-Bosco-Schule stehen bis zu 90 Plätze für Flüchtlinge zur Verfügung. Das Gebäude ist eine Notunterkunft. Schon nach wenigen Wochen werden die Menschen anders untergebracht, möglichst in richtigen Wohnungen“, so Gottschalk. Wie lange die Schule für Flüchtlinge genutzt werde, könne er nicht sagen.

Ulrich Balzer schlägt einen anderen Standort vor: „An der Westparkstraße steht ein Altenheim, welches abgerissen werden soll. Das kann als Asylherberge gut genutzt werden. Ich verstehe nicht, warum dieses keineswegs infrage kommt.“

Auch Monika Pesch steht der Lage des Asylheims kritisch gegenüber: „Es kann gut sein, dass Konflikte zwischen Anwohnern und den Asylanten entstehen. Dieser Gedanke macht mir Angst.“

Inge Krämer vom Bündnis für Toleranz und Demokratie setzt sich für die Asylbewerber ein: „Diese Menschen werden in ihrem Land diskriminiert. Es ist unsere Aufgabe, ihnen zu helfen.“ Mit Aktionen und Veranstaltungen wolle sie den Asylbewerbern das Gefühl geben, willkommen zu sein.

Diese Meinung vertritt auch die Anwohnerin Renate Machey: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Es ist nicht in Ordnung, den Asylbewerbern mit Vorurteilen zu begegnen.“

Brigitte Reich, Chefin des Bürgervereins Süd, lehnt die Schule an der Feldstraße als Notunterkunft für Flüchtlinge ab, weil der Südbezirk „schon jetzt zur Genüge belastet ist“. Die Stadt käme nie auf die Idee, Asylbewerber in Bockum oder Forstwald unterzubringen. Für diese Einschätzung erntet sie zustimmendes Nicken vieler Menschen am WZ-Mobil.

Gisela Wolf vertritt ebenfalls diese Meinung. „Ich habe Angst vor Duisburger Verhältnissen. Dort können die Kinder nicht mehr auf die Straße gehen.“

Lothar Zimmermann, Vorsitzender des Krefelder Katholikenrates, sieht das anders: „In Duisburg nutzen private Immobilienbesitzer die Situation aus. Dort werden die Flüchtlinge tatsächlich unter menschenunwürdigen Bedingungen untergebracht.“ In Krefeld versuche die Stadt, passable Lösungen zu finden.

„Ich habe Angst, dass die Radikalen wegen des Flüchtlingsheims aufmarschieren“, sagt Klaus Vinken. Rechte und linke Gruppen würden nur auf einen Vorwand warten, ihre Konflikte im Südbezirk öffentlich auszutragen.

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