Rollstuhlfahrer nicht nur im Tor erlaubt

Die Regelung bei einem integrativen Turnier ärgert ein Krefelder Team so sehr, dass es einen eigenen Wettkampf organisierte.

Krefeld. Glücklich liegen sich Thorsten Langen und Christian Hastenteufel nach dem ersten gewonnen Spiel in den Armen. Beide sind Spieler der ersten Fußball-Mannschaft der Gemeinschaft ohne Grenzen (GoG) aus Krefeld. Beide lieben den Sport, doch nur einer von beiden kann laufen. Trotzdem kämpfen sie gemeinsam am Wochenende in der Turnhalle am Heilpädagogischen Zentrum um Punkte und Tore bei Fußballturnier.

Insgesamt vier Mannschaften aus Köln, Willich und Krefeld sind beim integrativen Weihnachtsturnier erschienen. Die Stimmung ist hervorragend. Die Anhänger geben alles, um ihre Mannschaft mit Stadionchören zu unterstützen. Behinderte und Nicht-Behinderte präsentieren sich dabei als Einheit. Dort, wo es nötig ist, wird Rücksicht genommen.

Fast könnte man bei dieser Kulisse vergessen, dass der Anlass für das eilig organisierte Turnier kein schöner ist. „Thorsten Langen, unser Rollstuhlfahrer, wurde vom traditionellen Weihnachtsturnier des HPZ in Kempen ausgeladen“, erzählt Lina Schröder, Leiterin der Fußball-Teams der GoG. „Die Begründung dafür lautete, dass die Reifen seines Rollis Streifen auf dem Hallenboden hinterließen. Das ist vollkommen absurd. In den vergangenen Jahren stellte das auch kein Problem dar.“ Auf diesen Einwand Schröders wurden neue, aus Sicht der GoG noch absurdere Argumente vom Kempener Veranstalter für den Turnierausschluss Langens hervorgebracht. „Plötzlich hieß es, die Teilnahme eines Rollstuhlfahrers berge zu große Gefahren für die laufenden Spieler, dabei stand Thorsten bislang immer im Tor“, sagt Schröder kopfschüttelnd.“

Beide am heutigen Tag teilnehmenden Mannschaften der GoG sind integrativ. Körperlich und geistig Behinderte spielen mit Menschen ohne Einschränkung zusammen.

Niemand in der Gemeinschaft duldet die Diskriminierung eines Einzelnen. Deswegen war für alle klar: Wenn einer nicht mitspielen darf, bleibt das gesamte Team dem Turnier fern. „Man muss sich einmal vorstellen, wie diese Situation für Thorsten gewesen ist. Er war einfach fassungslos, am Boden zerstört“, sagt Schröder, die selbst als Spielerin auf dem Platz steht. „Das Turnier ist eine Solidaritätsbekundung. Wir wollten Thorsten damit beweisen, dass wir zusammenstehen. Auch den Ausschluss von Nicht-Behinderten empfinden wir als Diskriminierung. Das Turnier in Kempen sieht nämlich auch vor, dass dort ausschließlich Behinderte gegeneinander spielen.“

Dass man als Rollstuhlfahrer tatsächlich Fußball spielen kann, stellt Thorsten Langen unter Beweis. Besonders in der Abwehr blockt er die Bälle geschickt ab. „Ich denke, wir konnten damit zeigen, dass ein integratives Turnier durchaus funktionieren kann. Zudem konnten wir den Zusammenhalt innerhalb unserer Gemeinschaft stärken“, sagt Schröder.

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