„Gretchen 89ff“: Liebeserklärung an das Theater

Unter der Regie von Julie Stearns haben „Plusminus 13“ das Stück „Gretchen 89ff“ von Lutz Hübner aufgeführt.

Dießem. „Super“, „fantastisch“, die Zuschauer sind begeistert, die aus der Heeder-Studiobühne II kommen, wo sie gerade die Aufführung „Gretchen 89ff“ des Krefelder Creativ-Theaters Plusminus 13 miterlebt haben. Am Samstagabend feierte das Stück dort Premiere.

Aus den dreizehn Theaterverrückten, wie sie sich selber beschreiben, sind nach zwei Jahren intensiver Proben letztendlich neun übrig geblieben. Ihnen allen ist die Lust am Spiel anzumerken, und mutig sind sie auch.

„Es gibt Menschen, die würden gern Theater spielen — wir tun es einfach!“, lautet ihr Bekenntnis. Ausgesucht haben sie sich die Komödie „Gretchen 89ff“ von Lutz Hübner. Acht Mal erlaubt der Autor jeweils einen ironischen Blick auf das Theatergeschehen. „Der Schauspieler an sich“, „Der Hospitant“, „Die Diva“ und „Der Schmerzensmann“ hießen beispielsweise die einzelnen Aufführungen.

Je zwei Mitglieder der Truppe spielen jeweils die berühmte „Kästchenszene“ aus Goethes Faust I. Margarete ist ziemlich durcheinander („Es ist so schwül, so dumpfig hie — es wird mir so, ich weiß nicht wie“) und hat bei den Proben allerhand zu leiden. Immer wieder karikiert der Autor gekonnt die Theaterarbeit mit hochgezogener Augenbraue und einer herzhaften Portion Humor.

In der Szene „Der Streicher“ muss die Schauspielerin erleben, dass nur ein einziger Satz Gnade vor dem strengen Regisseur gefunden hat.

Hübner ist beim Zitieren der massenhaften Faust-Zitate erfreulich zurückhaltend, so dass seine Liebeserklärung an das Theater bestens ankommt. Die neun Darsteller haben das Glück, in der aus Cleveland stammenden amerikanischen Regisseurin und Schauspielerin Julia Stearns eine kluge Helferin gefunden zu haben. Und die minimalistische Bühnenausstattung überlässt es der Fantasie der Zuschauer, sich selbst ein eigenes, passendes Bild zu machen. Als Kostüm diente einmal eine große schwarze Brille, ein andermal das übergroße Herrenjackett.

Nach mehreren „Vorhängen“ liegt nur noch der Textband „Goethe — Faust I und II“ auf den Brettern, die die Welt von Plusminus 13 bedeuten. Auch das ist eine Liebeserklärung.

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