Bepflanzung Kölner Straße: "Es gibt keinen Grund, die Bäume zu entfernen"

Das Ultimatum der Stadt für die Bepflanzung an der Kölner Straße halten Bürger für Bevormundung.

Bepflanzung Kölner Straße: "Es gibt keinen Grund, die Bäume zu entfernen"
Foto: abi

Krefeld. Im Mai vergangenen Jahres entstand an der Melanchthonstraße, Ecke Kölner Straße, ein Bürgernutzgarten. Dafür wurden alte Abfüllbehältnisse aus der Industrie zu Beeten umfunktioniert. Diese könnten bei Inanspruchnahme der Fläche durch die Stadt schnell wieder abgebaut werden, so der Plan der Initiatoren. Die Idee dahinter ist einfach. Öffentliche Flächen, die sonst für längere Zeit brach liegen würden, werden von Bürgern bepflanzt und somit attraktiver für alle Anwohner. Die Stadt hat das „wilde Gärtnern“ bisher toleriert. Nur zwei im Herbst von einer anonymen Gruppe gepflanzte Bäume stören sie jetzt und sollen umgepflanzt werden.

Brigitte Hofmann-Mildebrath findet es gut, dass sich immer noch Bürger um den Garten auf der Brachfläche kümmern. Dass die beiden Bäume ohne eine baldige Nutzung der Fläche weg sollen, könne sie „einfach nicht nachvollziehen.“

„Ich wüsste nicht, warum die Bäume jetzt schon weg sollen“, stimmt ihr Ursula Söte zu. Sie komme jeden Tag an dem Garten der Stadtgärtner vorbei und erfreue sich an dem Anblick. „Schauen sie sich doch mal das Gelände kurz vor der Unterführung Richtung Bahnhof an. Da liegt der Müll rum und hier ist es schön.“ „Man pflanzt auch Bäume um, die schon länger stehen“, fügt Franz Josef Söte hinzu. Das Ehepaar wohnt nicht weit entfernt am Johannesplatz. Auch dort würden öfters Bäume verschwinden. „Dort kommen jedes Jahr zwei Bäume weg und keiner wird nachgepflanzt“

„Auf der Bank sehe ich immer Leute sitzen“, sagt Renate Machey und zeigt auf die selbstgezimmerte Holzbank am Rand der Fläche. Dass die Stadt Bedenken wegen der Bäume hat, könne sie nachvollziehen. „Das ist kritisch, das sehe ich ein.“ Von der Idee des Bürgernutzgartens ist die Anwohnerin weiterhin überzeugt. „Ich finde es sehr gut, dass hier etwas gemacht wurde. Die Stadt muss auch dafür sorgen, dass es mehr Grün gibt“, sagt sie.

Für Inge Krämer ist das Vorgehen der Stadt ein Skandal. „Es gibt genug andere Dinge, um die die Verwaltung sich kümmern sollte“, sagt sie. Sie finde die Aktion der anonymen Gärtner gut, nach diesem Vorbild sollten auch andere vermüllte Stellen in der Stadt verschönert werden. Dem stimmt auch Irmgard Hörbelt zu: „Ich finde das super. Schließlich liegt überall entlang der Kölner Straße sonst nur Müll“, sagt sie. Ihrer Meinung nach sollte man auch am Vorplatz des Südbahnhofs eine ähnliche Aktion initiieren.

Für Kolja Mendler von der Initiative Transition Town geht es bei dem Projekt vor allem darum, „die Bürger in Entscheidungen einzubeziehen“. „Es kamen viele Anwohner dazu, um die Fläche mitzugestalten. Sie werden selbst aktiv und sehen, was hier getan werden muss.“

„Selbst wenn das Projekt hier bald wieder vorbei sein sollte, weil ein Parkplatz oder etwas anderes gebaut werden soll — die Leute hatten viel Spaß daran“, sagt Karin Mast. „Ein Betonklotz wird in der Stadt an den andern gesetzt— das Grün, die Bäume an den Haltestellen, weg damit, wir haben ja genug davon“, übt Hilde Gumnior-Schwelm Kritik.

Hobbygärtner Klaus Klinkhammer hat ein paar Pflanzen aus dem heimischen Garten dabei und sagt: „Ich verstehe nicht, warum die Stadt nicht dankbar für das Engagement der Leute hier ist. Sollte die Stadt die Pflanzen wirklich entfernen, wäre das ein echtes Armutszeugnis“, sagt er. Das Grünflächenamt solle die Bürger lieber dabei unterstützen, auf der Brachfläche einen schönen Platz zu gestalten.

Dafür hat Günter Caspers einen konkreten Vorschlag: „Man sollte hier großflächig Rasen oder Blumensamen säen — das dauert, aber dann wird es richtig schön.“ Der Künstler Karl-Heinz Ramacher alias Caco geht noch weiter: „Der Boden der Stadt gehört den Bürgern, nicht der Verwaltung“, sagt er. Möglichst jede brachliegende Fläche sollte begrünt werden. Neben der ästhetischen Verbesserung sollten ärmere Leute auf diesen Flächen auch Gemüse anbauen können.

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