Abriss beim Kleingartenverein Süd - "Das ist alles ganz furchtbar"

Teile des Kleingartenvereins Süd werden jetzt abgerissen. Sie weichen für die Erweiterung der Hochschule Niederrhein.

Krefeld-Süd. Der Kontrast auf dem Gelände des Kleingartenvereins Krefeld-Süd an der Reinarzstraße könnte kaum größer sein. Auf der einen Seite akkurat angelegte Gärten, einheitliche Heckenhöhen und kurz geschnittener Rasen rund um gepflegte Häuschen und Lauben.

Auf der andern Seite ein Schlachtfeld: Seit Monatsbeginn planieren Bagger die Hütten auf 36 Parzellen, auf denen Kleingärtner teilweise jahrzehntelang gesiedelt hatten — bis Monatsende soll das mit Bauzäunen und Signalband abgesteckte Gelände geräumt sein.

Die Gärten des Vereins liegen in direkter Nachbarschaft zum Krefelder Teil der Hochschule Niederrhein (HN) — und die will den Campus um einige Gebäude sowie mehr Parkraum erweitern (die WZ berichtete).

„Das ist alles ganz furchtbar“, sagt Albert Conzen. Er siedelt seit elf Jahren auf dem Gelände und hat ein Grundstück in unmittelbarer Nähe zur „Abrisslinie“, wie er den Streifen nördlich der Obergath nennt, aus dem bald Parkplätze werden sollen.

„Man fühlt sich machtlos gegenüber den Machenschaften irgendwelcher Projektplaner“, sagt er. Wenn er daran denke, wie oft er mit mit seinen Nachbarn hier gegrillt habe und wieviel Arbeit und Liebe die Pächter in ihre Gärten gesteckt hätten, sei er „den Tränen ganz nah.“

Dass der Abriss kommen würde, war den Laubenpiepern zwar bekannt — viele sind auch bereits von der Stadt entschädigt worden — der Verlust des Vereinsgeländes aber geht allen nah.

Entgegen der Fakten, die die Bagger auf dem Grundstück neben der Hochschule Niederrhein schaffen, hat Christian Sonntag über einen Zeitplan für die Erweiterungen seines Hauses keine Kenntnis: „Wann dort der erste Spatenstich geplant ist, kann ich nicht sagen“, so der Sprecher der Hochsule.

Im Hinblick auf die Zukunft des Gärtnervereins-Süd versichert der Vorsitzende des Stadtverbands der Kleingärtner, Dieter Lundström, dass die verbleibenden Gärten in der Bereichen drei, vier und fünf durch eine Aufnahme in den Bebauungsplan einen Bestandsschutz erhalten sollen.

„Das die Stadt zugesagt und die Maßnahme wird umgesetzt, wenn nach dem 26. oder 27. Oktober der Tausch des Grunds vom Land NRW an die Stadt Krefeld erfolgt ist“, sagt Lindström.

Dafür, dass das Land als Eigentümer des Areals sein Recht einfordert, habe er trotz des Unmuts der betroffenen Gärtner allerdings Verständnis. Denn der Grundstein dafür sei bereits im Jahr 1974 gelegt worden, als die Stadt — ohne Wissen des Stadtverbandes der Kleingärtner, das Gebiet an das Land verkauft habe.

Bis zum 30. November muss die Fläche geräumt sein. Diesen Termin nennt das Presseamt der Stadt auf WZ-Anfrage. Dann soll sie an das Land übergeben werden. Wieviel die betroffenen Gärtner an Entschädigungen bekamen, konnte das Presseamt auf Anfrage nicht sagen. Die Schätzung für das Vereinsheim in direkter Nähe zu HN seien noch nicht abgeschlossen.

Der Satzungsbeschluss für die Erweiterung der Hochschule soll demnach am 1. Dezember im Stadtrat fallen. Seitens der Stadt wird darauf hingewiesen, dass das Vorgehen insgesamt im Einvernehmen aller Beteiligten geregelt worden sei. Für Cornelia Skotarek hätte eine einvernehmliche Lösung im Umgang mit den Kleingärtnern allerdings anders ausgesehen.

Die 53-Jährige wirkt niedergeschlagen, während sie einige liegen gebliebene Gegenständen aus den Überresten der Gärten ihrer Mutter und anderer ehemaliger Nachbarn aufliest: „Diese Flächen waren mal die grüne Lunge des Bezirks für alle. Das wird jetzt für neue Parkplätze und Häuser für einige Wenige geopfert.“

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