13 Männer am Kochtopf

Ein gemeinsamer Kurs schweißt die Teilnehmer seit 20 Jahren zusammen. Alle fünf Wochen zaubern sie ein Menü.

13 Männer am Kochtopf
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Wenn Männer einen Kochkurs belegen, dann greift das Umfeld erst einmal ganz tief in die Klischee-Kiste. Das wird doch nie was. Nudeln mit Kartoffeln wird da als das höchste der Gefühle gemutmaßt. Dass das in jeglicher Hinsicht falsch ist, beweisen die Männer vom Haus der Familie: Seit 20 Jahren treffen sie sich alle fünf Wochen am Lutherplatz 33 und kochen aufwendige Menüs mit Leidenschaft und Begeisterung. Und viel Humor.

Am Freitag war ein besonderes Treffen: Susanne Augé, die Gründerin des Clubs, ist zu Besuch bei ihren kochenden Männern. „Ich bin gelernte Köchin, habe also in meinem Beruf immer viel mit Männern zusammengearbeitet. Also konnte ich mir einen Männerkochkurs auch gut vorstellen.“

Das konnte sich Heinz Odenbach, Mitglied des Clubs der ersten Stunde, zunächst nicht so gut vorstellen: Seine Schwester hat dem damals 25-Jährigen den Kochkurs zum Geburtstag geschenkt. Hand auf’s Herz, was hat er damals gedacht? „Ach du Schande, was soll ich denn da?“ Heute weiß er das ganz genau: „Andere gehen kegeln, wir halten unsere Männerabende beim Kochen ab. Kochen macht unglaublich viel Spaß und unsere gewachsene Gemeinschaft ist unbezahlbar.“

Das glaubt man ihm auf’s Wort: Die 13 Männer wirken wie die besten Freunde, immer mit einer kleinen Boshaftigkeit für den anderen auf den Lippen. Heinz Odenbach geht stolz mit einem Blech eigens gebratener Pflaumen im Speckmantel herum. Zu hören bekommt er: „Mensch, du bist ja ein richtiger Könner.“ Dann stoßen alle zusammen mit einem Sherry an. Und auch ein Bier kann beim Kochen nicht schaden.

„Es musste schon ein zweiter Kochkurs angeboten werden, denn von uns räumt hier keiner seinen Platz mehr“, betont Dirk Schagen, auch schon seit 15 Jahren dabei. Er bereitet zusammen mit Klaus Greverath die Maronencremesuppe mit Sahnehäubchen und Parmesantalern vor. Das Menü: Pumpernickel mit Lebercreme, Entenkeulen, Gänsebrust, Serviettenknödel, gratinierte Kartoffeln, Maronen-Rotkraut, lauwarmer Wirsingsalat und Gewürzspekulatius. Jeder weiß, was er zu tun hat. Es duftet zum Niederknien.

Den Spekulatiussteig hat Oliver Dickmann schon am Vorabend zubereitet. Und er hat ein Spekulatius-Brett von 1878 mitgebracht. Da wird der Teig kräftig in die Einkerbungen reingedrückt. „Das ist in meiner Familie eine uralte Tradition“, erklärt er und schlägt mit Wucht die Spitze des Bretts auf die Tischplatte — und heraus fallen Spekulatius-Figuren wie aus dem Bilderbuch.

Seit sieben Jahren leitet Elisabeth Brähler den Kurs: Die Hauswirtschafterin kauft ein und stellt die Menüs zusammen. „Ich bin zwar im Ruhestand, aber diesen Kurs wollte ich unbedingt weiterführen“, so Brähler,

Odenbach beschwert sich lautstark, dass nur ihm als Alterspräsident die Ehre zuteil wird, die Spülmaschine einzuräumen. „Das kann halt niemand so gut wie du“, bekommt er darauf zu hören. Und aus einer anderen Ecke tönt es: „Sei doch froh, dass du überhaupt was kannst.“ Die Männer haben sich einfach gern.

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