Klassentreffen Ingenieure treffen sich 50 Jahre nach Abschluss wieder

Jahrzehnte nach ihrem Diplom haben einige Ingenieure im Krefelder Nordbahnhof gefeiert.

 Bier, Humor und Anekdoten gab es beim Ingenieurstreffen im Nordbahnhof. 

Bier, Humor und Anekdoten gab es beim Ingenieurstreffen im Nordbahnhof. 

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Stellennot statt Jobvielfalt. Masterstudium statt Diplomabschluss. Konkurrenzkampf statt Zusammenhalt. Schon lange hat die Welt der Ingenieure vermeintlich nicht mehr das zu bieten, was sie vor fünfzig Jahren ausgezeichnet hat. Das ist jedenfalls die Meinung der zehn von ehemals 25 Ingenieuren, die sich 50 Jahre nach ihrem Studienabschluss wieder einmal zusammengefunden haben.

Als die Männer, die sich mittlerweile fast alle aus dem Berufsleben verabschiedet haben, in Krefeld auf die vergangenen Jahrzehnte zurückblicken, fließt auch das ein oder andere Bierchen. Kaum einer wohnt noch in Krefeld und so ist das Treffen im Nordbahnhof ein Teil ihres früheren Lebens. Damals studierten sie an der „Staatlichen Ingenieurschule für Maschinenwesen (SIS)“, die später zur Hochschule Niederrhein wurde. Drei Jahre Ausbildung und drei Jahre im Studiengang „Verfahrenstechnik“ – eine Laufbahn für die die Männer heute noch dankbar sind. „Im Gegensatz zu den heutigen Studenten hatten wir schon viel mehr Praxiserfahrung, als wir in die Unternehmen eingestiegen sind“, erzählt Friedrich Kueppers. In der Verfahrenstechnik werden Rohstoffe wie etwa Öl, Gas und Wasser durch chemische Prozesse umgewandelt.

In der heutigen Zeit ist es schwieriger, einen Job zu finden

So wie die Stellen der Diplom-Ingenieure sind viele der früheren Firmen aus dem Krefelder Stadtbild verschwunden. Kueppers stellt fest, „dass die jungen Leute heute deutschlandweit nach Stellen suchen müssen. Krefeld hat da nicht mehr so viel zu bieten.“ Doch auch zu ihren Berufszeiten war es nicht immer einfach. „Als wir angefangen haben, war das die Sahnezeit der Bezahlung.“ Zwischendurch befand sich die chemische Industrie jedoch auch in einer Krise, weshalb sich einige der Männer andere Jobs suchen mussten. Dafür gab es aber auch Zeiten, „heute undenkbar“, in der die Unternehmen regelrecht um einen gekämpft haben, berichten die Ingenieure.

Auch das Studium sei anders geworden. Damals mussten die angehenden Ingenieure noch weitestgehend auf technische Hilfsmittel verzichten. „Wir haben noch mit Rechenschiebern gearbeitet“, sagt Kueppers lachend. Gab es früher noch Klassengrößen, sitzen heute alle Stundeten in großen Hörsälen. „Es ist unpersönlicher geworden – keiner kennt die anderen mehr.“ Dadurch steige angeblich auch der Konkurrenzkampf untereinander. Für die alten Ingenieure völlig unverständlich, haben sie selbst doch immer zusammengehalten. Ihr gemeinsamer Tag ist geprägt von Witzen, viel Gelächter und einigen Anekdoten. Besonders in Erinnerung geblieben, ist ihnen die Teilnahme an einer 68er-Demonstration. Damals kämpften sie um die Anerkennung des Titels „Ingenieurgrad“ an den Hochschulen.

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