Zwei Neue im Schiedsamt

Carla Walther und Constanze Pasch sind seit fünf Jahren die ersten Frauen auf dem Posten.

Uerdingen/West. Carla Walther und Constanze Pasch sind in ihrem Amt so etwas wie eine seltene Spezies. Als Frau bringen sie alle Eigenschaften mit, die im Schiedsamt gefragt sind. Trotzdem, schon ein altes Krefelder Blechschild zeigt, im Schiedsamt, da gibt es meistens nur Schiedsmänner. „Seit dem Zweiten Weltkrieg dürfen Frauen wieder das Schiedsamt annehmen, bisher machen nur wenige Gebrauch davon. Warum das so ist? Keine Ahnung“, erzählt Heinz-Günther Roeder.

Er selbst arbeitet seit 20 Jahren als ehrenamtlicher Mediator und Streitschlichter in nachbarschaftsstrafrechtlichen Angelegenheiten und weiß, Frauen sind für das Amt ideal. „Das weibliche Geschlecht bringt viel mehr Fingerspitzengefühl mit. Sie haben einen ganz anderen Blick auf Streitigkeiten als wir Männer“, sagt Roeder und lacht. Er freut sich sehr, dass sich Carla Walther und Constanze Pasch als Schiedsfrauen beworben haben. Seit fünf Jahren sind sie damit die ersten Frauen, die in Krefeld den Posten annehmen.

Carla Walther wird zukünftig in Uerdingen für die Streitschlichtung in der Nachbarschaft bereitstehen. Die 60-Jährige übernimmt damit das Amt von Karl Engels. „Ich habe vor 30 Jahren Herr Engels selbst in einem Streit in der Nachbarschaft kennengelernt. Mich hat das damals sehr beeindruckt wie er mit den zwei Parteien umgegangen ist.“

Als ehemalige Lehrerin hat Carla Walther Erfahrung mit Mediation und Konfliktbewältigung, vor ihren neuen Aufgaben hat sie dennoch Respekt. „In den Streitigkeiten gilt es das Ungewöhnlich rauszufinden, da bin ich sehr gespannt drauf.“

Das Ungewöhnliche hat auch Heinz-Günther Roeder in seinen 20 Jahren Amtserfahrung kennengelernt. An seinen ersten Einsatz kann er sich noch gut erinnern. „Da rief mich eine Nachbarin an, sie hätte jeden Morgen einen schwarzen Kater im Badezimmer und wüsste nicht wo der herkommt.“ Roeder bemühte sich, den Halter des Katers herauszufinden, zwei Wochen später rief ihn die Nachbarin erneut an. „Hör mal, der neue Nachbar, der ist echt nett.“ Damit war sein erster Streit gelöst.

Die wenigstens Streitigkeiten sind aber leider so amüsant. „Da sieht man dann Familienkämpfe und alte Freunde, die sich zerstritten haben,“ sagt Roeder. Im Krefelder Westen wird sich zukünftig Constanze Pasch diesen Problemen annehmen. Die Familienmutter hatte schon immer eine Liebe zum Recht. „Wenn ich nicht Steuerberaterin geworden wäre, hätte ich etwas mit Jura gemacht.“ Als das Schiedsamt ausgeschrieben war, hat Pasch nicht lange überlegt und sich beworben. „Ich glaube, mir liegt es, Konflikte von außen zu betrachten und dann zu lösen.“

In den nächsten Tagen werden bei Carla Walther und Constanze Pasch Blechschilder an die Hauswand angebracht. Wo früher „Schiedsmann“ auf dem Schildern stand, da steht heute „Schiedsamt“. Mit Pasch und Walther ist das Schiedsamt in Krefeld nämlich jetzt nicht nur noch reine Männersache.

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