Kempener Feld WZ-Mobil: Bürger kämpfen für Pfarrer Zorn

Die Gläubigen fordern, dass der Bischof den Geistlichen in St. Thomas Morus im Kempener Feld wieder einsetzt.

Kaum Verständnis für die Entscheidung des Bistums hatten die Bürger im Kempener Feld.

Kaum Verständnis für die Entscheidung des Bistums hatten die Bürger im Kempener Feld.

Krefeld. Der Protest der Gemeindemitglieder von St. Thomas Morus hält an. Rund 50 Kirchgänger versammelten sich beim WZ-Mobil vor der Kirche im Kempener Feld, um ihrem Ärger über die Ereignisse Luft zu machen und für ihren Pastor zu kämpfen. Bischof Heinrich Mussinghoff hatte Pfarrer Günter Zorn mit einem Brief zum 1. September entpflichtet mit der Begründung, er kooperiere nicht mit dem Pastoralteam der fusionierten Pfarren.

Zahlreiche Gemeindemitglieder sind damit nicht einverstanden. „Wir plädieren für eine Rücknahme der Entscheidung“, schreibt Wim van der Linden im Namen der Bewohner des Altenheims der Pauly-Stiftung. Er hat einen Brief an den Bischof verfasst. Auch Wolfgang Zirwas äußert seinen Unmut beim Bistum. „Sie können sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, was sie hier in Thomas Morus und darüber hinaus in Krefeld alles zerschlagen haben“, schreibt er. Von einem würdigen Abschied könne keine Rede sein.

Zumindest das Jubiläum zum 75. Geburtstag sollte man ihrem Pfarrer in jedem Fall zugestehen, finden viele der Menschen, die sich vor dem WZ-Mobil versammelt hatten. „Das ist eine große Feier und bis dahin sind es nur noch drei Jahre. Ihm das zu nehmen, ist alles andere als in Ordnung“, meint beispielsweise Hans August Fleischhauer.

„Man hätte bei so einer Entscheidung wie jetzt die Menschen mitnehmen müssen, also sich mit Kirchenvorstand, Messdienern, den verschieden Gruppen zusammensetzen und gemeinsam eine Lösung finden müssen“, findet er. Dann hätte sich der Protest auch in Grenzen gehalten. So denkt auch Vera Hüskes. „Das ist wie in einer Diktatur, was wir denken, zählt nicht. Dabei heißt es doch immer, wir sind die Kirche. Das gilt aber nur solange, bis man den Mund aufmacht.“

Den wollen sich die versammelten Gemeindemitglieder allerdings nicht verbieten lassen. „Pfarrer Zorn muss im Amt bleiben“, sagt Wolfgang Feldges. „Ich lebe gar nicht mehr in Krefeld, habe aber lange hier gewohnt und komme noch heute stets zur Messe und zum Mittagstisch.“ Der Pastor habe es geschafft, Vertrauen aufzubauen und Projekte ins Leben zu rufen wie kaum ein Geistlicher. Ihn einfach in den Ruhestand zu schicken, mache viel kaputt.

Gerade für junge Menschen sei die Situation schwierig, findet Gerda Gollan. Ihre 16-jährige Tochter sei seit ihrer Kommunion Messdienerin — da Pfarrer Zorn so viel Engagement zeige und auf die Menschen so gut zugehen könne. „Wenn er jetzt auf diese Art und Weise gehen muss, will sie auch gehen“, sagt sie.

Das Vorgehen des Bischofs sei alles andere als vorbildlich und stoße die Jugendlichen vor den Kopf. „Wie kann ich meine Tochter davon überzeugen, dass sie das Verhalten zwar ablehnen kann, dem Glauben und der Kirche aber trotzdem treu bleiben soll“, fragt Gerda Golan.

Auch ältere Gemeindemitglieder drohen damit, nicht mehr zu kommen oder gar aus der Kirche auszutreten. Es gibt allerdings auch warnende Stimmen. „Man darf seine Wut und den Protest nicht an Pfarrer Obst auslassen. Er kann nichts dafür“, findet Wolfgang Sommer. „Im Gegenteil. Gerade jetzt muss die Gemeinde zusammenhalten“, meint Franz Josef Frigger. Pfarrer Zorn habe eine große Gemeinschaft geschaffen. „Das ist sein Lebenswerk. Er möchte bestimmt nicht, dass das jetzt alles zusammenbricht“, meint er.

Kirchenaustritte hält Frigger für eine überzogene Reaktion. Im Gegenteil, das Erreichte müsse weitergeführt werden. „Kirche und Glaube ist das eine — das Bodenpersonal, also Pfarrer, Bischof und so weiter, das andere“, sagt er. Er hofft allerdings, dass der Bischof noch seine Meinung ändert. „Das wäre für alle Seiten ein Gewinn“, findet er. „Wenn er jetzt seinen Standpunkt ändert und Pfarrer Zorn im Amt lässt, würde ihm das in der Öffentlichkeit großen Respekt verschaffen.“

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