Rolf Rundmund: „Erdkabel sind Investition in die Zukunft“

Rolf Rundmund (Grüne) plädiert für die Alternative zur Freilandleitung. Die Kosten seien den Energieversorgern zuzumuten.

Krefeld-West. Die acht Kilometer lange 380-KV-Leitung, die im Westen Krefelds von der A44 über Tackheide bis nach St. Tönis geplant ist, soll ein Erdkabel werden - zumindest wünschen sich das Anwohner und die Politik. Im August 2009 hat die Regierung das EnLAG, das Energieleitungsausbaugesetz, verabschiedet. Demnach soll es bundesweit Pilotprojekte mit Erdkabeln geben. Ziel ist es, die Auswirkungen eines unterirdischen Kabels auf die Umwelt zu erproben.

Dass Krefeld für das Projekt in Frage kommt, hält Dieter Picklapp, Planer bei Amprion (RWE), für unwahrscheinlich. Als Baubeginn wird 2012 genannt. Der Hintergrund für EnLAG ist der: Der zunehmende Anteil regenerativer Energie an der Stromversorgung, insbesondere Windkraftwerke vor der Küste ("Off-Shore"), erfordert einen weiteren Ausbau der Stromversorgungsinfrastruktur. Der an der Küste erzeugte Strom muss in die industriellen Ballungsgebiete der Republik transportiert werden.

Rolf Rundmund, Vize-Fraktionsvorsitzender der Grünen im Rat der Stadt Krefeld, meint zu diesem Streitpunkt: "Die zentrale Frage, die Fernleitungen als Freilandleitung oder Erdkabelleitung auszuführen, hat mehrere Dimensionen. Bei der Frage der Landschaftseinflüsse ist das Erdkabel eindeutiger Gewinner, da nach Einbau das Kabel nicht mehr sichtbar ist. Bei der Frage der Gesundheitsfolgen durch elektromagnetische Wellen ist ebenfalls das Erdkabel vorzuziehen, da praktisch keine Strahlung nach außen dringt."

Amprion spricht von zehnmal so hohen Kosten für Erdkabel wie für Freileitungen. Für Rundmund stellt sich das differenzierter dar: "110 Kilovolt Erdkabel sind kostengünstiger als Freileitungen. Bei 200 Kilovolt sind die Kosten je nach Situation unterschiedlich, einmal ist die Erdkabelverlegung günstiger, einmal das Freilandnetz.

Bei 380-KV-Leitungen fehlen derzeit noch genauere Daten für einen Kostenvergleich, da man nicht nur die Baukosten, die nach Angaben der Energieversorger mindestens doppelt so hoch sind, sondern auch die Unterhaltungs- bzw. Wartungskosten einrechnen muss." Bei Unterhalt und Wartung schneide das Erdkabel besser ab, meint Rundmund.

Zudem seien die Leitungsverluste geringer. Insbesondere bei der Hochspannungsgleichstromübertragung (HGÜ) liege der Stromverlust unter fünf Prozent, betont der Grünen-Politiker.

Angesichts der enormen Bilanzgewinne der vier großen Stromversorger - zum Beispiel RWE mit 2,4 Milliarden Euro in 2008 und mit 1,8 Milliarden in 2009 bei gleichzeitigen Gewinnrücklagen von drei Milliarden - seien die möglichen Mehrkosten in der Bauphase für Erdkabel der 380-KV-Variante durchaus vertretbar. Zumal die Planungs- und Genehmigungszeiträume für Erdkabel bei einem bis zwei Jahren liegen, so Rundmund.

Bei Freilandleitungen müsse man fünf bis sechs Jahre bis zur Genehmigung rechnen. "Erdkabel sind eine Investition in die Zukunft, weil sie die Menschen an der Leitungstrasse schützen, die Landschaft schonen und den ökologisch erzeugten Strom zu den Menschen bringen."

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