Leben und feiern wie im Wilden Westen

Am Wochenende konnten Neugierige einen Blick hinter die Kulissen der Forest Ranch an der Oberbenrader Straße werfen.

Krefeld. Locker an den Zaun gelehnt, beobachtet der Cowboy die Pferde, dann geht er langsam in Richtung Saloon. Bei jedem Schritt schwingen die langen Fransen seiner braunen Lederchaps mit. Die silbernen Sporen an seinen Stiefeln erzeugen ein lautes Geräusch auf dem steinigen Boden. Das Leder seines Hutes glänzt in der Sonne. Ihm kommt eine junge Squaw mit langen geflochtenen Haaren entgegen, die er freundlich grüßt. Eine alte Dame sitzt im Schaukelstuhl auf einer Veranda und beobachtet alles.

Um eine solche Szene hautnah mitzuerleben, muss man nicht extra in die USA fliegen: Nur wenige Minuten von der Krefelder Innenstadt entfernt, an der Oberbenrader Straße 30, liegt die Forest Ranch, die einmal im Jahr ihre hölzernen Schwingtüren für Besucher öffnet.

Hunderte Gäste strömten am Wochenende in die selbstgebaute Westernstadt: „Wir sind 22 Mitglieder, die hier jedes Wochenende ihrem Hobby, dem ,Old Style Western’ nachgehen“, sagt Gerhard Dahler, erster Vorsitzender der Krefelder Cowboys und -girls.

Beim Betreten der Ranch fühlen die Besucher sich wie an einem Western-Filmset. Detailverliebt ist alles nachgebaut worden, was eine richtige Westernstadt ausmacht: Ob Schmiede, Gefängnis oder Mexikostube — es liegt etwas Authentisches in den Räumen, das die Besucher ins alte Amerika entführt. Sogar eine kleine Kapelle wurde in der Stadt errichtet: „Hier fanden schon Taufen und Hochzeiten statt“, erzählt Dahler stolz.

Neugierig schauen die Besucher sich die liebevoll hergerichteten Zimmer an und genießen das Flair: „Erstaunlich, dass es so etwas hier in Krefeld gibt. Das ist schon eine kleine Welt für sich“, sagt Beate Westermann, die mit ihrer Familie die Ranch besucht.

Doch nicht nur Western-Neulinge strömen in die Krefelder Westernstadt, auch befreundete Cowboys aus anderen Vereinen besuchen ihre Kollegen.

Dabei sind der Fantasie bei der Gestaltung der Kleidung keine Grenzen gesetzt: Ob Trapper, Südstaatengeneral, Sheriff oder Indianerin — Hauptsache originalgetreu. Viele Mitglieder haben sogar mehrere Kluften, die sie, je nachdem, wonach ihnen der Sinn steht, wechseln können.

Gerhard Dahler führt in den Saloon: Die Schwingtüren öffnen sich, und fünf Cowboys sitzen an der Theke. Sie sehen gefährlich aus, als hätten sie einen langen Ritt hinter sich und wollten nicht gestört werden. Doch dann lächeln sie freundlich, grüßen die Besucher und trinken ihr Bier weiter. „Der Saloon ist das Herzstück der ganzen Ranch. Hier fanden schon viele Feste statt“, sagt der erste Vorsitzende. Egal, ob alt oder jung — das Hobby wird meistens von der ganzen Familie gelebt.

Michael Breuschoff lehnte den Western-Lifestyle anfangs komplett ab: „Freunde nahmen mich dann aber mal mit zu einer Veranstaltung, und das hat mich total begeistert“, sagt der Krefelder. Seinen langen Bart hat er leicht zusammengeflochten, den Hut trägt er tief ins Gesicht gezogen.

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