Heimatförderung Forstwald wird „Ort der Heimat“

Forstwald · Neue Schilder, Wege, Spielplätze: Mit Hilfe von Landesfördermitteln soll die Kulturlandschaft aufgewertet werden.

 Schon jetzt lädt der Forstwald zu Spaziergängen ein. Doch eine Beschilderung gibt es derzeit nicht.

Schon jetzt lädt der Forstwald zu Spaziergängen ein. Doch eine Beschilderung gibt es derzeit nicht.

Foto: Andreas Bischof

. Dass CDU, SPD, Grüne und FDP einen gemeinsamen Antrag einbringen, ist in der Kommunalpolitik keine Selbstverständlichkeit. Im Krefelder Umweltausschuss war es jetzt soweit.

Es ging um den Auftrag an die Stadtverwaltung zur Erarbeitung eines Konzepts für die Weiterentwicklung des Forstwalds als Kulturlandschaft. Dabei sollen zur Finanzierung Mittel der NRW-Heimatförderung beantragt werden.

Bereits vor einem knappen Jahr hatte die Bezirksvertretung West eine breite Zustimmung dazu signalisiert, den Forstwald zum „Ort der Heimat“ zu machen. „Das ist eine einmalige Chance, das Gebiet wieder in Wert zu setzen“, betonte damals Helmut Sallmann, der als Buchautor mehrfach über diese Kulturlandschaft und ihre Bodendenkmäler geschrieben hat.

Auch der Bürgerverein arbeitet
am Konzept mit

Die Landesregierung hatte 2018 das Förderprogramm „Heimat.Zukunft.Nordrhein-Westfalen“ aufgelegt. Hier geht es um die „Schaffung und Bewahrung von in herausragender Weise die lokale und regionale Geschichte prägender Bauwerke, Gebäude oder entsprechender Orte in der freien Natur“, wie es in den Richtlinien heißt. Projekte mit einem Volumen ab 100 000 Euro können mit maximal 90 Prozent unterstützt werden.

„Zusammen mit der Bürgerschaft ist es Ansinnen der Krefelder Politik, den Forstwald zu einem Naturraum zu entwickeln, der die bewegte Geschichte mit dem Gedanken der Nutzung als Erholungs- und Spielort verzahnen soll“, heißt es in einer Konzeptidee. Der Bürgerverein hat daran ebenso mitgewirkt wie die Politik.

Ziel: Der Forstwald soll Ort der Heimat sein, an dem sich sowohl der Mensch als auch die Natur- und Pflanzenwelt heimisch fühlen können. Die Infrastruktur soll dafür aufgewertet und die Geschichte des Forstwalds hervorgehoben werden.

Konkret ist daran gedacht, eine einheitliche Beschilderung mit Hinweistafeln an zentralen, markanten Punkten im Wald zu erarbeiten, die über Wander- und Radwege, Joggingstrecken, aber auch über die Struktur und Geschichte des Forstwaldes und über naturkundliche Zusammenhänge informieren. Die Herausstellung der historischen Bedeutung des Forstwaldes könnte etwa durch die Wiederherstellung der alten Trasse von der Hückelsmay bis zum Haltepunkt Forsthaus als Allee sowie durch Restaurierungsarbeiten an der historischen Landwehr erfolgen.

Auch die Installation von neuen Hinweistafeln mit Erläuterungen zur Historie der einzelnen Objekte sind im Gespräch. Als „Blaupause“ zur Realiserung genutzt werden soll das Euroga-2020-Konzept, „welches bereits intelligent, nachhaltig und integrativ die Entwicklungsperspektive für Forstwald aufgezeigt hat“, wie es in dem einstimmig angenommenen Antrag heißt.

Weiterhin angedacht sind die Aufforstung der Alleen und der Schutz des bestehenden Altbestandes der Bäume. Diese stammen noch aus der Zeit der ersten Bepflanzung.

Gemeinsam sollen Krefeld und Tönisvorst das aktuelle Straßen- und Wegenetz überarbeiten. Die historischen Sichtachsen und Wegeverbindungen vom Forsthaus in Richtung Bahnhof sowie bis zur Hückelsmay sollen „wieder erlebbar“ gemacht werden.

Die vorhandene Eichenallee will man in Gerhard-Schumacher-Allee umbenennen. Der reiche Krefelder Kaufmann (1790-1845) hatte das heutige Wegenetz im Forstwald anlegen und die Bäume auf dem damals unfruchtbaren Heidegelände anpflanzen lassen. Schumacher lebte mit seiner Familie auf dem Gut Groß-Lind, das heute zu Tönisvorst gehört, und nutzte das Forsthaus (heute eine Gaststätte) als Jagdhaus.

Drei Maßnahmen werden im Konzept als besonders wichtig hervorgehoben: Erhalt des leer stehenden kleinen „Förster-Hauses“ der Familie Schumacher, das zum Baudenkmal Forsthaus gehört. Das Schlachtendenkmal an der Hückelsmay soll mit einer kleinen Baumreihe gesäumt werden, damit es besser sichtbar bleibt. Auch die Bodendenkmäler (darunter Landwehr, Graben aus dem Krieg von 1758, Wölbackerfeld und Panzersperre) sollen saniert werden.

Hinweisschilder mit QR-Codes sollen in Zusammenarbeit von Stadt und Bürgerschaft ihre historische Bedeutung erklären. Grillplätze, Spiel- und Sportmöglichkeiten und die Förderung des Naturerlebnisses für Kinder stehen ebenfalls auf dem Wunschzettel.

„Das Projekt kann nur gelingen, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen“, lautet das vorläufige Fazit. Daher müsse, neben der Prüfung der Förderung durch das Land, der nächste Schritt sein, alle relevanten Akteure (Stadt, Untere Denkmalbehörde, Stadtarchäologie) an einen Tisch zu holen.

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