Der Sinn für das Miteinander am Fichte-Gymnasium

Am Fichte-Gymnasium steht „praktische Philosophie“ auf dem Stundenplan. Inhalt ist die Werteerziehung.

Krefeld. Werteerziehung ist kein Fach wie Mathematik oder Deutsch und lässt sich auch so nicht unterrichten. Vielmehr gilt es, sich in vielen kleinen, alltäglichen Dingen kritisch mit unterschiedlichen Werten auseinanderzusetzen und dabei eine Haltung einzunehmen, die den Mitmenschen respektiert.

Die Anleitung hierzu wird am Fichte-Gymnasium im Fach "praktische Philosophie" gegeben. "Wir unterstützen unsere Schülerinnen und Schüler in ihrer Entwicklung zu selbstständigen und sozial verantwortlichen Persönlichkeiten, die einander höflich und mit Wertschätzung begegnen", sagt Schulleiterin Waltraud Fröchte.

Bis vor einiger Zeit wurden Schüler, die nicht am katholischen oder evangelischen Religionsunterricht teilnahmen, in dieser Zeit lediglich "verwahrt". Sie konnten keinen Fachunterricht bekommen, um die Mitschüler nicht zu benachteiligen.

Das ist seit 2006 anders: In NRW wurde die "praktische Philosophie" eingeführt, ein eigenes Fach für Kinder, die nicht katholisch oder evangelisch sind. Am Fichte gehen in diesem Fach soziales Lernen und Werteerziehung "Hand in Hand".

"30 Prozent unserer Schüler haben Migrationshintergrund", sagt Fröchte. "Im fünften Jahrgang haben wir beispielsweise 19 muslimische Kinder, im sechsten sind es 31. Insgesamt führen wir Mädchen und Jungen aus 17 Nationen zum Abitur."

Bettina Schüren, eine Mutter, ergänzt: "In dieser vielfältigen Gemeinschaft müssen gerade die Sinne für ein sozialverträgliches Miteinander geschärft werden." Das soziale Verhalten solle aber auch erkannt werden, als persönliche Bereicherung.

Ein Beispiel aus der praktischen Philosophie in Klasse fünf nennt der zuständige Lehrer Arndt Stermann. Thema sind Kinderrechte und -arbeit: "Wir behandeln die Geschichte von Iqball, dem Jungen aus Pakistan, der in der Teppichfabrik arbeiten muss und keine Zeit hat für Schule, Freunde oder Spiele."

Elif Akkol aus Klasse sieben hat dazu eine eigene Meinung: "Das ist nicht gut. Man muss den Kindern helfen." Jill Diepers aus der fünften berichtet, dass sie ein Theaterstück mit Iqballs Geschichte aufführen werden.

Aus diesen Themen haben sich nachhaltige Aktionen ergeben: Der Sponsorenlauf der Schule zugunsten der Kindernothilfe. Fröchte: "Wir haben einen Teil des Geldes nach Indien überwiesen, ein anderer wurde für die Schulhofgestaltung genutzt.

Außerdem übernehmen ältere Schüler Patenschaften für die jungen Gymnasiasten." Das Herzstück stelle jedoch das Sozialpraktikum dar, das gemeinsam mit dem Roten Kreuz in Altenheimen und Kindergärten stattfindet.

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