Boule am Baackesweg: Mit schweren Kugeln auf der Jagd nach dem „Schweinchen“

Zum 20-jährigen Bestehen des Vereins wurde in der schönen Boulehalle am Baackesweg ein Turnier ausgerichtet.

Krefeld. Es ist ein Hauch von „Savoir vivre“, der schönen Seite des Lebens, der am Sonntag durch die Boulehalle am Baackesweg weht. Zahlreiche Freunde des ursprünglich aus Frankreich stammenden Kugelsports haben sich eingefunden, um beim Turnier einen Sieger zu ermitteln. Zwei Spieler pro Mannschaft (Doublette) treten mit jeweils drei Kugeln gegeneinander an. Schon um 11 Uhr ist die Stimmung im ehemaligen Palmenhaus ausgelassen, mit fast aufreizender Nonchalance werfen die Teilnehmer ihre schweren Eisenkugeln aufeinander, mit dem Ziel, die eigene näher am „Schweinchen“, einem kleinen roten Ball, zu platzieren als die des Gegners.

„Es ist genau diese Ungezwungenheit“, sagt Wolfgang Herbrandt, Pressesprecher des Vereins zur Förderung des Pétanque-Sports, „die unseren Sport ausmacht. Hier darf jeder mitmachen. Ob er im Verein ist oder nicht, spielt bei uns keine Rolle.“ Auch heute ist der Wettkampf eher Nebensache, es wird ausgelassen geklönt und gefachsimpelt. Aber auch während des Turniers ist Kommunikation wichtig. „Wenn Pétanque im Team gespielt wird, sind Taktik und Absprache der Schlüssel zum Erfolg“, erklärt Herbrandt. „Es gibt Spieler mit verschiedensten Fähigkeiten, deswegen sollte man versuchen, die Vorzüge zu verbinden.“

Pètanque ist eine der verschiedenen Spielweisen, die unter dem Oberbegriff „Boule“ zusammengefasst werden. Ausgerechnet Pétanque, das als Alternative für Behinderte entwickelt wurde, hat sich inzwischen als Wettkampfvariante durchgesetzt. Die Besonderheit dieser Spielart liegt in der Weise des Abwurfs begründet. Der Spieler darf sich, anders als beim Boccia, beim Wurf nicht aus einem zuvor gezogenen Kreis mit geringem Radius bewegen. So sollte ursprünglich die Teilnahme für Bewegungsbehinderte gewährleistet werden.

Heute sind es 19 Wettstreiter, die paarweise gegeneinander antreten. „Es sind Menschen aller Altersklassen und Berufsstände hier“, zeigt sich Herbrandt begeistert. „Dadurch, dass wir uns in Krefeld seit 20 Jahren für den Boulesport engagieren, kam sogar der Weltmeister für lange Zeit aus Krefeld.“ Doch das Können spiele hier zunächst eine untergeordnete Rolle. Wichtig sei der Spaß am Spiel.

Und so gönnt sich der eine oder andere dann auch in den Pausen schon mal ein kühles Bier oder ein Glas Rotwein, obwohl ein besonders frankophiles Verhalten unter den Pétanque-Spielern als „No-Go“ gilt. „Auf der Bahn“, so Herbrandt, „ist Alkohol verboten.“

Über sechs Stunden knallen die schweren Eisenkugeln laut gegeneinander. Sieger seien alle, die am heutigen Tage da sind, da ist man sich einig.

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