Kliedbruch Gute Seele der Preussen fürchtet um ihre Existenz

Seit Oktober hat die Pächterin des Vereinsheims am Appellweg „kaum etwas verdient“.

Kliedbruch: Gute Seele der Preussen fürchtet um ihre Existenz
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Ein regelmäßiges Tschüpp-Tschüpp-Tschüpp ist das einzige Geräusch, das auf der Terrasse des Vereinsheims Preussen-Treff zu hören ist. Andrea Keller sitzt mit einer Tasse Kaffee an einem der Gartentische und blickt auf die menschenleere Hubert-Houben-Kampfbahn. Die Pächterin der kleinen Gastronomie am Appellweg hat im Moment nicht mehr zu tun als dem Rasensprenger zuzusehen, wie er das Wasser auf den Fußballplatz spritzt. Kunden hat sie derzeit keine.

Das Grün leuchtet kräftig. Das macht der 53-Jährigen Hoffnung. Denn der Zustand des Rasenplatzes und auch der des Ascheplatzes gegenüber vom Stadion ist nicht nur für die Sportler des Vereins wichtig. An der berühmten Bespielbarkeit des Platzes hängt auch die Existenz der St. Töniserin.

Vor vier Jahren hat die dreifache Mutter die Geschicke der im Verein „Kantine“ genannten Räume übernommen, die aber auch für Gäste von außen offen sind. Doch seit Oktober hat Andrea Keller, für die der Preussen-Treff den Lebensunterhalt bedeutet, „kaum etwas verdient“. Nicht einmal die Hälfte der üblichen Summen nahm sie ein. Und das auch noch in der Sommerzeit, die normalerweise für die Rücklagen für die immer schon schwachen Wintermonate sorgen müsste. „Meine Existenz ist bedroht“, sagt die Pächterin.

Seit Monaten ist der Rasenplatz gesperrt, nur kurzzeitig war er im Frühjahr freigegeben. Nur ein paar Freundschaftsspiele waren erlaubt, weil er in einem schlechten Zustand war. Dann wurde auch der Ascheplatz von der Stadt gesperrt. Weil er unter Wasser stand. Derzeit ruht der Betrieb, weil frische Asche nachgelegt wurde.

Vor allem die Alten Herren, gute Stammgäste von Andrea Keller, lassen deshalb seit Monaten auf anderen Plätzen in der Stadt den Ball rollen. Und auch die 1. und 2. Mannschaft der Preussen dürfen nicht mehr auf ihrem Stammplatz trainieren.

Der Preussen-Treff-Betreiberin gibt die aktuelle Lage schon einmal eine Vorschau auf das, was ihr bevor stünde, wenn an der Stelle des Ascheplatzes tatsächlich Wohnhäuser und eine Kita entstünden und damit zahlreiche trainierende Sportler wegblieben. Die Stadt hatte im Junientsprechende Pläne vorgelegt (die WZ berichtete).

„Dann müsste ich mich wirklich nach etwas Neuem umsehen“, sagt die 53-Jährige, die unter anderem außerhalb der Ferien während der Woche auf dem Rasen trainierende D-, E-, F- und G-Jugend mit Essen und Getränken versorgt und am Wochenende bei den samstäglichen Punktspiele parat steht.

Die gebürtige St. Töniserin, die „bestimmt ein paar hundert Lebensgeschichten der Menschen aus dem Verein kennt“, ist besonders gerne für die Heranwachsenden da, ob nun ein Pflaster fehle oder es Sorgen in der Schule gebe. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen machte der gelernten Näherin auch schon viel Spaß, als sie noch für das Heilpädagogische Zentrum (HPZ) als Fahrerin arbeitete.

Noch hat die 53-Jährige Hoffnung auf viele zahlende Gäste — vor allem aus sportlicher Sicht. Durch den Aufstieg der 1. Mannschaft der Preussen in die Kreisliga A und gute Aussichten für die 2. Mannschaft könnte es womöglich bald Spiele mit wachsendem Publikumssog am Appellweg geben.

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