St. Elisabeth Auf der Kirchenbank schmeckt’s gut

Vor dem Start des Umbaus von St. Elisabeth in eine Grabeskirche saß Michael Claeßens bei Gottesdiensten immer an gleicher Stelle. Nun hat er ein Erinnerungsstück.

St. Elisabeth: Auf der Kirchenbank schmeckt’s gut
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Kuchen, Abendbrot — auf der Kirchenbank schmeckt’s Michael Claeßens und seiner Familie. Selbstverständlich nicht im Gotteshaus, sondern im kombinierten Wohnraum mit Küche und Esszimmer gleich nebeneinander. Dort steht das 3,10 Meter lange Holzmöbel, das einmal gemeinsam mit 47 weiteren Bänken Platz für die Gemeindemitglieder und andere Gottesdienstbesucher von St. Elisabeth von Thüringen bot.

„Wir haben ein Stück Heimat mitgenommen“, sagt Claeßens über das außergewöhnliche Erinnerungsstück, das er und seine Frau Petra gegen eine Spende mit nach Hause nehmen konnten. Bis auf zwölf sind auch die anderen Exemplare von Gemeindemitgliedern beispielsweise für Gartenlauben oder Partykeller in Sicherheit gebracht worden. Denn der Umbau von St. Elisabeth in eine Grabeskirche hat mit den ersten Vorarbeiten begonnen. Und wenn das sakrale Gebäude an der Hülser Straße voraussichtlich Ostern 2017 seiner neuen Bestimmung übergeben wird, sollen zum modernen Bild der Grabeskirche passende Stühle und Hocker angeschafft werden.

Claeßens hat sich nicht irgendeine Kirchenbank ausgesucht, sondern die, in der er immer während der Messen und anderen Gottesdienste als Provisor mit seinem Körbchen saß, um die Kollekte einzusammeln. Vor sechs Jahren wurde der Zahntechniker Inrather — seine Frau ist hier aufgewachsen. Beide sind mit der Gemeinde eng verbunden. „Wir sind nicht tief religiös“, sagt der 53-Jährige, „nennen wir es entspannten rheinischen Katholizismus, er nimmt nicht den Hauptteil des Lebens ein, aber Kirche ist uns wichtig.“

Während Petra Claeßens mit dem Kloster und den Klosterbrüdern von St. Elisabeth groß wurde, kam ihr Mann vor sechs Jahren zur Kirchenarbeit in dieser Gemeinde — als das Kloster an Siempelkamp verkauft und ausgeräumt werden musste. Vor vier Jahren wurde er Mitglied im Pfarrgemeinderat, seit zwei Jahren sitzt er im Pfarreirat der Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit, zu der außer St. Elisabeth noch St. Thomas Morus und St. Anna gehören.

„Es wäre einfach zu schade gewesen, die Kirchenbänke zu zerlegen und zu verbrennen“, sagt Claeßens. Nach einem Umzug habe seine Familie praktischerweise gerade Platz gehabt. Seine Frau, die Lektorin an St. Anna ist und auch dort im Kirchenchor singt, freut sich auch über das Erinnerungsstück. Es sei ein „uneingeschränkt nutzbares Möbelstück“ findet das Paar. Auf den Gatten kommt allerdings noch etwas Arbeit zu, denn jetzt wünscht sie sich, dass er noch einen passenden Tisch schreinert, wenn er neben Familie, Beruf und Kirchenarbeit Zeit findet.

Denn nur weil in St. Elisabeth die Bauarbeiter einziehen, heißt das nicht, dass es für Claeßens und andere Engagierte nichts zu tun gibt. So werden derzeit beispielsweise die Pfarrdienstpatenschaften ausgebaut. Paten wie der 53-Jährige und seine Frau nehmen Gemeindemitglieder von St. Elisabeth zu den Gottesdiensten in St. Thomas Morus und St. Anna mit.

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