WZ-Bus in Hüls: Neubauten zerstören Charme

Bürger befürchten mehr Kriminalität und fühlen sich übergangen.

Hüls. Über 1600 neue Wohneinheiten soll das Neubaugebiet Süd-West in Hüls haben. Das kann für den gesamten Stadtteil einen Zuwachs von etwa 6000 Bürgern bedeuten. Die Hülser sehen den Planungen skeptisch entgegen. Sie halten den Neubau für unnötig und fürchten negative Folgen für ganz Hüls, wie die Zunahme von Jugendkriminalität und Vereinsamung von älteren Mitbürgern.

"Wo sollen die Jugendlichen denn alle hin? Es gibt keine speziellen Einrichtungen in Hüls, die Jugendlichen finden jetzt schon keinen Treffpunkt", sagt Toni Van Meegen. Hüls sei gar nicht in der Lage die Neubürger zu integrieren, erklärt Ralf Dohr. Auch Bodo Becker befürchtet soziale Brennpunkte, wie andere Siedlungen sie haben. "Die vielen Jugendlichen werden zu Spannungen im Ortskern führen, dass ist schon jetzt ein Problem."

Stephanie Geerkens ist wichtig klarzustellen, dass es nicht um die Menschen gehe, sondern um das Projekt selbst. "Es ist altmodisch, die Stadtplanung sollte keine Siedlungen aus dem Boden stampfst, sondern die Flächen nutzen, die sowieso leer stehen." Ralf Flading pflichtet ihr bei: "Hüls ist ein kleiner Ort voller Geschichte, der langsam gewachsen ist." "Die Struktur von Hüls wird komplett zerstört und dadurch geht der persönliche Charakter des Stadtteils verloren", sagt auch Toni Van Meegen.

"Hüls ist ein kleiner Stadtteil, der landwirtschaftlich geprägt ist. So ein großes Neubaugebiet passt hier einfach nicht rein", meint auch Ingrid Semmler. "Es ist auch die Frage, ob Hüls der richtige Ort für ein Neubaugebiet ist", fragt sich Ulla Steeger. "Wenn in Düsseldorf am Flughafen neue Arbeitsplätze geschaffen werden, dann sollte man nicht hier neue Wohneinheiten bauen. Schließlich kommt man jetzt schon nicht mehr in die Stadt rein."

Die Meinung, dass die Infrastruktur den Baumaßnahmen nicht gewachsen ist, teilen viele Bürger. " Man muss zuerst eine gescheite Infrastruktur schaffen, dann kann man bauen", meint auch Rosemarie Denkert.

Eine befürchtete Folge ist die Vereinsamung von älteren Menschen "Ohne Hilfe von Anderen können sich Ältere nicht mehr selbst versorgen, wenn die Infrastruktur nicht verbessert wird", sagt Jutta Foerster.

Auch die Umweltbedingungen lassen die Bürger an dem Vorhaben zweifeln: "Die Leute, die da wohnen sollen, tun mir jetzt schon Leid", sagt Lothar Simon". Denn vor 15 Jahren habe es noch geheißen, auf dem Gebiet dürfe nicht gebaut werden. Schließlich sei es die Belüftungszone für Hüls und dort dürfen keine Häuser stehen.

"Dann hat die Bauleitung gewechselt und auf einmal stellte das Thema wohl kein Problem mehr dar", ärgert sich Simon. "Die Leute die in das Gebiet ziehen, würden im Winter durch die ganze Luft frieren. In Hüls hätte man dafür keine Luft mehr".

Auch der Fluglärm sei alarmierend. Wer sich im Neubaugebiet für viel Geld ein Haus kauft, würde vielleicht nicht mit dem enormen Lärm durch die Flughäfen Weeze und Düsseldorf rechnen.

Besonders die älteren Bürger sehen dem geplanten Bau pessimistisch entgegen. "Die Alteingesessenen hier machen sich schon Gedanken, ob sie im Falle des Neubaugebiets nicht ihr Haus verkaufen sollen. Denn dadurch wäre ja hier auch die Ruhe weg", überlegt Klaus Strack. Er wäre direkt von den Baumaßnahmen betroffen, da sein Haus an die Bebauungsfläche angrenzt. "Den Hülser Stadtkern kann man noch an einigen Stellen ausbauen. Dafür muss man aber doch nicht gleich ein neues Schicksbaum anlegen. Das würde die ganze Familienhausatmosphäre zerstören."

Anlieger des geplanten Neubaugebiets würden nach dem Bau auf Häuser schauen, anstatt auf Felder. "Hätten wir das gewusst, hätten wir dort nicht gebaut, das steht fest", sagt Stefan Marcinek. Den Begriff eines "zweiten" oder "neuen Schicksbaums" benutzen die Hülser des öfteren.

Auch Ellen Balter zog den Vergleich: "Im Bauplan sind Wohnhöfe eingezeichnet, wie es sie bereits in Schicksbaum gibt. Sie sind wirklich hässlich, sowas brauchen wir hier nicht". Ulla Steeger schließt sich an: "Ich würde nicht wollen, dass die Leute aus dem vierten Stock in meinen Garten im Hof gucken".

Viele Bewohner halten das Vorhaben außerdem für unnütz. "Die Einfamilienhäuser um Hüls stehen alle leer", so Strack. "Wenn die alten Leute hier sterben, dann kauft keiner mehr die leerstehenden Häuser". Steeger erklärt sich das so: "Es ist einfach bequemer, in einen Neubau zu ziehen. Trotzdem sollte die Stadt die leerstehenden Altbauten zuerst sanieren und verkaufen".

Peter Pingel sieht das Problem beim Geld. "Wenn einer Einzelner auf seinem Grundstück auch nur die kleinste Veränderung durchführen will, stellt sich die Stadt quer. Wenn aber viel Geld dahinter steht, werden die Bürger einfach vor vollendete Tatsachen gestellt." Stefan Baumgarten sagt: "Die, die das fördern sind nicht mehr wählbar."

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