Denkmal „Villa Bückeburg“ in Krefeld-Hüls - Erhalt oder Abbruch?

Hüls. · Längst ist sie ein Baudenkmal im Hülser Herzen. Doch die Zeichen stehen schlecht für die Vikarie, im Spaß auch gerne mal „Villa Bückeburg“ genannt.

 Das schmucke, denkmalgeschützte Haus an der Rektoratsstraße 21 in Hüls ist in der Substanz schwer angegriffen. 

Das schmucke, denkmalgeschützte Haus an der Rektoratsstraße 21 in Hüls ist in der Substanz schwer angegriffen. 

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Längst ist sie ein Baudenkmal im Hülser Herzen. Doch die Zeichen stehen schlecht für die Vikarie, im Spaß auch gerne mal „Villa Bückeburg“ genannt. Große Schäden sind an den alten Mauern, deren Errichtung bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht, festgestellt worden. Erhalt oder Abbruch? Das ist die Frage, die sich nun um das historische Gebäude an der Rektoratsstraße bewegt.

„Ich bin froh, dass ich diese Entscheidung nicht treffen muss“, sagt Architekt Thomas Blohm-Schröder, der vor zwei Jahren von der St.-Cyriakus-Gemeinde in Hüls herbeigerufen wurde, um das alte Anwesen zu begutachten. Risse in Wänden und Boden fielen ihm schon bei seinem ersten Besuch ins Auge. Wenige Monate später hatte sich der Zustand schon verschlimmert.

Es klafften Lücken im Mauerwerk. Das Fundament an der Außenfassade hatte sich um bis zu zwei Zentimeter gesenkt. Die hohe Spannung riss die Wände und Böden auf. „Wir sind davon ausgegangen, dass dies kein Ergebnis einer Altersschwachheit war“, sagt Thomas Blohm-Schröder. Der Architekt hatte einen anderen Verdacht: der Klimawandel.

Die Trockenheit der vergangenen Jahre hat die Torf- und Lehmböden ausgedörrt. Damit sanken die seitlichen Fundamente der Vikarie ab. Eine Kugel, die Blohm-Schröder auf den Boden legte, rollte zu den Außenwänden weg. Erste Sicherungsmaßnahmen wurden bereits geleistet. Der Giebel, im 17. Jahrhundert gestaltet, gerichtet. Auch die Fachwerkbauweise stamme aus dieser Zeit. Die Mieterin ist bereits ausgezogen. Die Pfarrgemeinde überlegt, wie es weitergehen soll. „Wir können es nicht mehr so weiterlaufen lassen“, sagt Pfarrer Paul Jansen: „Wir holen uns jetzt eine Einschätzung der Fachleute ein. Es ist noch offen, was gemacht wird.“

Eine komplette Sanierung würde rund 250 000 Euro kosten

Es dürfte jedenfalls eine kostspielige Angelegenheit werden. Allein um die umliegenden Fundamente zu verfestigen und das Haus als Denkmal zu erhalten, sei man schnell bei 100 000 Euro, so Blohm-Schröder. Um das Haus komplett zu sanieren und wieder bewohnbar zu machen und damit auch alle Risse in Boden, Wänden und Oberflächen zu beseitigen, könne man gut und gerne 250 000 Euro einkalkulieren, so der Architekt.

Da müsse man eben abwägen: „Will man so viel Geld für Steine ausgeben?“, fragt er: „Es ist keine leichte Immobilie.“ Die letzte Sanierung des Hauses liegt 34 Jahre zurück. Andere Gebäude der Gemeinde, so Pfarrer Jansen, seien aber derzeit nicht betroffen.

Thomas Blohm-Schröder hat in der Gemeinde schon mehrere Immobilien begutachtet. Zu Beginn erkannte er schon Zentimeter-dicke Risse im Altar der Kirche. Feuchtigkeit unterhalb des Gotteshauses hatte sich in den Naturstein vorgearbeitet und diesen von innen gesprengt.

100 000 Euro gingen für die Reparatur schon drauf. Nun kommen auf die Gemeinde wohl noch höhere Kosten zu. Auch das Bischöfliche Generalvikariat des Bistums Aachen ist zur Beratung eingeschaltet. Die Vikarie gehört zu einem Verbund katholischer Einrichtungen im Herzen der Hülser Innenstadt. Das Areal nennt man wegen der hohen Anzahl an kirchlichen Häusern auch „Hülser Vatikan“.

Das Haus trägt im Volksmund auch den Beinamen „Villa Bückeburg“, weil der frühere, hochgewachsene Pfarrer Hermann Lunkebein, der das Haus einst bewohnte, oft seinen Kopf einziehen musste, wenn er sich durch die Räume bewegte.

Bezirksvorsteher Hans Butzen sieht den Wert des Gebäudes auch aus historischen Gründen gegeben, spricht sich gegen einen Abbruch aus: „Ich will, dass das Haus erhalten bleibt. Ich glaube, dass wir auch mithilfe der spendenfreudigen Hülser eine Lösung hinkriegen“, sagt der SPD-Mann.

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