Telefonschwestern: Kurzer Draht zum Herzen der Patienten

Margot Schlüter ist eine von zwei Telefonschwestern in der Helios-Klinik Hüls. Sie müssen Warnsignale aus der Ferne deuten.

Hüls. „Die Patienten fühlen sich wohl, wenn sie mit uns sprechen. Die Gespräche helfen ihnen. Manche weinen auch am Telefon.“ Die positiven Reaktionen der Patienten geben Margot Schlüter ein gutes Gefühl. Die 52-Jährige ist Krankenschwester in der Helios Klinik Hüls. Vor einem Jahr wurde sie nach den Richtlinien der Europäischen und Deutschen Gesellschaft für Kardiologie im „Telefon-Monotoring“ ausgebildet und ist nun zusätzlich als Telefonschwester in Hüls im Einsatz.

Einmal in der Woche ruft sie, im Wechsel mit ihrer Kollegin Cornelia Berendsen, herzkranke Patienten zu Hause an, die in der Regel einen stationären Aufenthalt in der Klinik hinter sich haben. Sie hilft den Menschen am Telefon dabei, Alarmsignale des Körpers richtig zu deuten und fungiert als Bindeglied zwischen Hausarzt, Kardiologe und Patient. Die telefonische Betreuung können auch Patienten in Anspruch nehmen, die vorher nicht stationär behandelt wurden. Der häufigste Grund für eine stationäre Krankenhaustherapie in Deutschland ist die Herzinsuffizienz.

„Im Telefongespräch fragen wir Symptome, Medikation und das Körpergewicht ab“, sagt Schlüter. „Wir müssen Warnsignale erkennen und schalten im Notfall den Kardiologen ein.“ Im Durchschnitt sind die Betroffenen zwischen 70 und 75 Jahre alt. Zur Zeit werden 28 Patienten telefonisch betreut. Ein Gespräch dauert in der Regel 20 Minuten. „Viele der Patienten sind froh, wenn sie jemanden zum reden haben.“

In Deutschland leiden rund zwei Millionen Menschen an Herzmuskelschwäche, bei den über 75-Jährigen sind sogar rund zehn Prozent betroffen. Mit Hilfe des Programms sei seit Oktober 2011 die Zahl der Krankenhauseinweisungen und die Mortalitätsrate in der Krefelder Klinik deutlich gesenkt worden.

Allerdings verlaufen nicht alle Telefongespräche erfreulich. „Ich habe auch schon telefonische Sterbebegleitung machen müssen“, sagt die Schwester mit Tränen in den Augen. In Gesprächen mit dem Patienten und seinen Angehörigen versucht sie aber auch in dieser schwierigen Situation allen Beteiligten beizustehen, sofern das telefonisch möglich ist. „Ich kenne jeden einzelnen Patienten persönlich, da hat man eine enge Bindung zueinander.“

Für Schlüter ist die Arbeit als Telefonschwester eine willkommene Abwechslung zum stressigen Alltag in der interdisziplinären Notaufnahme. Dort ist die 51-Jährige tätig, wenn sie keine Patienten am Telefon betreut. „Wenn wir Telefondienst haben, kommen wir auch in Privatkleidung. Verzichten möchte ich auf den Job nicht mehr“, sagt Schlüter. Mit ihrem offenen Ohr und ihrer Aufmerksamkeit wird sie den Patienten demnach noch lange zur Seite stehen.

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