Protestmarsch mit Bollerwagen gegen Gartenhausabriss

Um den Abriss seines Gartenhauses zu verhindern, geht Günther Jülich auf die Straße.

Hüls. Seit vergangenem Jahr interessiert sich der pensionierte Mess- und Regeltechniker Günther Jülich für ganz bestimmte Häuser im Landschaftsschutzgebiet Hülser Bruch. Nämlich für solche, die seiner Meinung nach mit fragwürdigen Baugenehmigungen oder Duldungen entstanden sind. Denn der 69-Jährige hat für sein Gartenhaus auf dem 1700 Quadratmeter großen Grundstück An der Lunie 17a eine Abrissverfügung der städtischen Bauverwaltung erhalten.

Dagegen hat Jülich Klage beim Verwaltungsgericht eingelegt. Aber das allein reicht dem Hülser nicht: Er will in den nächsten Tagen mit einem überdachten Bollerwagen zu einer Protest-Tour durch NRW aufbrechen. Motto des Marsches nach Düsseldorf, Köln und Dortmund: „Arm und Reich sind beim Bauamt Krefeld nicht gleich“. Um die 100 Kilo schwere Karre zu ziehen, muss sich Jülich ein selbstgebasteltes Geschirr anlegen. Den Aufbau des Wagens zieren Karikaturen und Fotos der verdächtigen Objekte im Bruch.

Zugegeben: Jülichs „Gartenhaus“ ist kein normales. Es ist 65 Quadratmeter groß, hat eine mit Flüssiggas betriebene Fußbodenheizung und ist vermietet — für 280 Euro. Es entstand überwiegend in Eigenleistung anstelle eines 150 Quadratmeter großen Gewächshauses, das der Rentner 1992 mit dem Grundstück gekauft hat. Einen Stall mit Hühnern gibt es darauf und jede Menge stattlicher Bambusbüsche. Eine Idylle, die ursprünglich für die Tochter bestimmt war. Ein nachträglicher Bauantrag ist abgelehnt worden.

Gleich nebenan, ebenfalls auf einer privaten Grünfläche im Landschaftsschutzgebiet, seien mittlerweile zwei Wohnungen, 100 und 50 Quadratmeter groß, entstanden. In den 1970er Jahren, als die Straße An der Lunie noch zu Kempen gehörte, habe auf diesem Grundstück lediglich ein Pferdestall gestanden, weiß Jülich.

Laut Stadt Krefeld befindet sich dort ein „bestandgeschütztes Wohnhaus mit einer Wohneinheit“. Dass jetzt zwei Parteien dort wohnen sollen, ist der Stadt nicht bekannt: „Dies wäre gegebenenfalls vor Ort zu überprüfen“, lautete die Antwort auf eine Anfrage der WZ. Eine neue Halle, 300 Quadratmeter groß, steht vor der Fertigstellung. Laut Bauantrag ist sie für „landwirtschaftliche Geräte“ bestimmt.

Und auch beim Umbau eines ehemaligen „Jägerhauses“ am Rohrammerdyk, so die Stadt, sei alles legal zugegangen. Das zuvor „unbefristet geduldete“ Gebäude sei 2011/2012 „genehmigungsfrei“ umgebaut worden. Davon, so das Presseamt, „haben sich Bauaufsicht und Untere Landschaftsbehörde überzeugt“. Günther Jülich findet das befremdlich: „Das Haus ist jetzt mehr eine Villa. Es hat sogar ein Souterrain.“

Kurzum: Der 69-Jährige, der sich mit Triathlon fit hält und mit einem rollenden Baumstamm für seinen Marsch durch NRW trainiert, glaubt der Stadt kein Wort. Sechs „kuriose“ Bauvorhaben seien in den vergangenen Jahren in diesem Teil des Landschaftsschutzgebietes durchgezogen worden. „Im Rahmen des Verwaltungsgerichtsverfahrens müssen die Fakten auf den Tisch.“

Übrigens hat Günther Jülich noch 1700 Unterschriften in petto. Die hat er von Passanten in der Fußgängerzone Hochstraße — gegen die „ungerechte Behandlung“ durch die städtische Baubehörde.

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