Norbert Minhorst: Radfahren statt Ärger mit der Verwaltung

Nach 24 Jahren als Bezirksvorsteher von Hüls genießt Norbert Minhorst nun die Ruhe daheim am Radeweg.

Hüls. "Es war eine unruhige aber schöne Zeit." Das sagt Norbert Minhorst über fast ein viertel Jahrhundert als Bezirksvorsteher in Hüls. "In die Politik zu gehen, war gar nicht meine Idee. Ich bin gerufen worden." Nach 24 Jahren hat er das Zepter weitergegeben an Philibert Reuters. "Das war so manches Mal nervenaufreibend. Das ist es immer, wenn man sich mit dem Verwaltungsdenken auseinandersetzt."

Oft genug, wenn er erst um Mitternacht nach Hause kam, schwirrte ihm der Kopf und er konnte noch lange nicht einschlafen. "Es stürmt vieles auf einen zu", sagt Minhorst rückblickend. Das Amt hat ihm trotzdem Spaß gemacht. Auch wenn ihn die Politik mitunter viele Nerven gekostet hat, möchte er diese Zeit nicht missen.

Von Langeweile kann jetzt allerdings keine Rede sein. "Mir fehlt im Grunde nichts", sagt der CDU-Mann. "Jetzt habe ich einfach mehr Zeit, das zu tun, was in der letzten Zeit zu kurz gekommen ist." Lesen, Fahrradfahren und Gartenarbeit stehen ganz oben auf der Liste. Minhorst kennt sich aus und weiß ganz genau, welche Teile der liebevollen Dekoration im Garten bei welcher Windstärke zu Boden fällt. Vor allem seine Frau Helga hat jetzt wieder mehr von ihrem Mann. "Sogar die Nachbarn freuen sich, dass sie mich jetzt öfter sehen", sagt der 70-Jährige.

In Hüls hat Norbert Minhorst viel erreicht. Unter anderem gehen die Ortskernsanierung, der Bau neuer Kindergärten, der Verbleib des Schulzentrums, der Erhalt des Krankenhauses mit Unfallchirurgie, sowie die Weiterentwicklung des Reit- und des Schützenvereins auf sein Konto. Die Kirche ist seiner Meinung nach ein wichtiges Bindeglied zwischen den Menschen und erfüllt eine überaus wichtige soziale Aufgabe. Die Würdigung des Ehrenamtes und die Förderung der Vereine waren ihm in seiner gesamten Amtszeit wichtig.

So richtig lassen kann er es allerdings bisher nicht. Auch über seine Amtszeit hinaus steht er als Berater und Repräsentant bereit und wirkt in diversen Gremien mit. "Wenn ich so zurückdenke, muss ich sagen, dass Hüls seit der Eingliederung eine enorme Entwicklung vollzogen hat", meint Minhorst. Die Einwohnerzahl ist von 13000 auf 17000 gestiegen. "Wir sind zwar ein ganz eigenes Völkchen, haben hier aber mittlerweile eine gute Mischung aus treuen Hülsern und neuen Anwohnern. So bewahren wir uns Traditionen und ermöglichen gleichzeitig einen regen Austausch." Für den gebürtigen Hülser ist der Stadtteil der schönste in Krefeld. "Nicht umsonst heißt es in diversen Touristenführern, Hüls ist die ,Perle am Niederrhein’", sagt er. Einmal wegzuziehen konnte und kann er sich nicht vorstellen.

Norbert Minhorst ist Diplom-Sportlehrer und von Haus aus ein Teamspieler. Seinen Sportgeist hat er mitgenommen in die Kommunalpolitik. "Allein bist du nichts", sagt er. "Man braucht immer mehrere Leute im Boot, eine Mannschaft im Rücken." Da spricht der Sportler. Politik könne nur aufgrund eines guten Vertrauensverhältnisses funktionieren. Neid und Missgunst seien fehl am Platz. Verlässlichkeit und Vertrauen zählen. Ihm war es immer wichtig, möglichst alle Blickwinkel zu kennen. "Es gibt so vieles zu bedenken, so viele Meinungen und Anregungen." Minhorst hat sich immer als Diplomat gesehen und hält das Scheuklappendenken als einen der gröbsten Fehler in der Politik.

"Mein Nachfolger wird Hüls ein eigenes Gepräge geben." Minhorst ist sich sicher, dass Philibert Reuters sein Mantra beherzigen wird.

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