Musiker Robert Kauffmann: "Am Anfang war Geschrammel"

Der Krefelder wurde in Osnabrück mit der „Goldenen Säge“ bedacht.

Krefeld. Die acht Jury-Mitglieder des Osnabrücker Straßenmusikfestivals „Goldene Säge“ waren sich schnell einig. Ohne Verstärker, von Hand gemachte, echte Straßenmusik — in diesem Jahr war „Der Kauffmann“ einfach der beste Liedermacher dieses skurril-schrägen Wettbewerbs. „Tolle Texte, gut gereimt, ein souveräner Durchmarsch“, urteilt Robert Kauffmann selber.

Allerdings sei die „Goldene Säge“ ein ambivalenter Preis. „Die überreichen dir eine billige Baumarktsäge, golden lackiert, und ein Preisgeld von 150 Euro. Das ist für Gitarren- oder Gesangsunterricht gedacht“, erzählt Kauffmann. „Bei mir ging es fast schon für den Sprit drauf.“

Wobei Sprit in diesem Fall ausnahmsweise mal wörtlich gemeint ist. Denn „Der Kauffmann“ gibt auf seiner Internetseite gerne Bierempfehlungen und seinen Liedern Titel wie „Sternenklar und sternhagelvoll“. 2011 erschien seine erste Platte „Trinkerliebe“ und im Mai diesen Jahres die „Säuferfantasie“. Da sind Vorurteile schnell parat.

Auf der Bühne ist der gebürtige Neusser als Alleinunterhalter ein Gute-Laune-Garant. Privat ist er ruhig, besonnen, überlegt. Der 33-Jährige ist gelernter Schreiner, arbeitet zurzeit als Restaurator und lebt mit Ehefrau Mareike und Söhnchen Luis (2½) in Hüls.

Ohne Noten lesen zu können, spielte Robert Kauffmann bereits in einer Schülerband Gitarre. Richtig los ging’s dann während der Bundeswehr. „Ich habe mich beim Bund immer so aufgeregt, da war die Musik ein Ventil“, erzählt Kauffmann. „Am Anfang war das nur ein Akkord und Geschrabbel“.

Dann fiel ihm eine Gedichtsammlung in die Hände. „Ich habe Rilke, Zuckmayer und Heine vertont. Nach und nach kamen dann meine eigenen Texte hinzu.“ 1999 nahm der Musiker Eckhard Münch seinen alten Schulfreund mit zum Liedermacherfestival nach Kevelaer. Robert Kauffmann kam sofort auf den Geschmack. „Das war eine Art Schule. Wir wurden alle von Jahr zu Jahr immer besser und es baute sich eine Art Fangemeinde auf.“ Heute schreiben sich die Lieder wie von selbst, sagt Kauffmann. Seine Themen sind Sucht, Leere, Lieblosigkeit. „Aber ich versuche immer, das Hässliche mit dem Schönen zu verbinden. Eigentlich sind alle meine Lieder Liebeslieder.“ Auch die blödsinnigsten Texte meint er ernst. „Ohne Ernsthaftigkeit gibt es keinen Humor“, lautet sein Statement.

Unter „zeitlos und folkloristisch“ stuft Robert Kauffmann seinen Musikstil ein, der „absolut kein Hit-Potenzial“ habe. Schön wäre es, wenn seine Musik einmal Volksgut werden würde. Aber das ist ferne Zukunftsmusik. Als nächstes nimmt Robert Kauffmann drei Projekte in Angriff: Er arbeitet an seiner dritten Platte. Dann möchte er mit den Straberger Fanfaren ein Album mit Marschmusik machen. Und er möchte seine erste Platte noch einmal aufnehmen: auf Niederländisch. Dafür muss er aber erst die Sprache lernen.

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