Kliedbruch: Die Laubenpieper feiern Geburtstag

Vor 90 Jahren ist der Gartenbauverein Nord am Krüllsdyk gegründet worden.

Krefeld. 1920: Der Kapp-Putsch erschüttert die junge und bitterarme Nachkriegsrepublik. In den USA herrscht Alkoholverbot (Prohibition). Am Krüllsdyk gründet sich der Gartenbauverein Nord. Einer der Gründer war der Großvater von Uli Hoever, der heute die Vereinsgeschicke leitet.

Rund 200 Gäste sind in das große Zelt am Vereinsheim gekommen, um den 90. Jahrestag zu begehen. "Kleingärten - Grün für Alle": Das Anliegen des 172 Gärten umfassenden Vereins, das in großen Lettern über der Bühne zu lesen ist, galt nicht unbedingt in der Gründerzeit.

Damals, so erzählt Uli Hoever (62), diente der Kleingarten vor allem der Gemüse- und Obstversorgung der armen Schichten der Bevölkerung nach dem Ersten Weltkrieg.

Das damalige Gelände, das noch 350 Garteneinheiten aufwies, habe vor 1920 aus sauren Wiesen bestanden, die erst urbar gemacht werden mussten. Hoever verweist auf eine Besonderheit: Zu einem Drittel ist der Boden Eigentum der Gärtner, zwei Drittel sind Pächter von städtischem Grund und Boden.

In der Regel verpachtet in den anderen Krefelder Anlagen die Stadt die Grundstücke an die Vereine. "Mein Großvater hat für sein Grundstück monatlich einen Drittelpfennig pro Quadratmeter an den Bauern abgestottert", erzählt Hoever.

Leider ließen sich viele Einzelheiten der Geschichte nicht mehr feststellen, weil Unterlagen im Zweiten Weltkrieg vernichtet wurden.

Das rund 500 Hobby-Gärtner am Krüllsdyk seien heute bunter und "multikultiger", erklärt Hoever stolz. "Wir reden nicht über die Integration, wir machen sie".

Beim Gründungsfest ist etwa die Küche fest in türkischer Hand. Aber auch polnische, ukrainische und spanische Mitglieder gehören zu den Mitgliedern des Gartenbauvereins.

Kulturpflege betreibe der Verein seit langen Jahren - etwa mit der Gesangsabteilung von 1934, oder mit den "Fidelen Laubenpiepern" im Karneval.

Den traditionellen Martinszug gebe es seit vergangenem Jahr leider nicht mehr. "Es gibt immer weniger Kinder", bedauert Hoever.

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