Hüls: Der Kern der alten Kapelle

Geheimnisse kommen in der Konventskirche ans Licht: Sie soll wieder gotisch werden.

Hüls. Die alte Kirche birgt viele Geheimnisse. Und je mehr Fakten aus ihrer 550-jährigen Geschichte ans Licht kommen, desto klarer sehen Pfarrer Paul Jansen und Architekt Ludwig Thorissen die Zukunft des Gotteshauses vor sich: Die Konventskirche in Hüls soll ihre Gestalt verändern: "Wir wollen zurück zum Ursprung", sagt Jansen.

Paul Jansen, Pfarrer in Hüls

Seit Aschermittwoch sind Handwerker in der ehemaligen Klosterkapelle am Werk. Sie haben die Fliesen und den Gipskarton an den Wänden entfernt, auch der barocke Aufbau hinter dem Altar ist verschwunden. Und siehe da: "Wir haben gemerkt, dass der Raum anfing, Luft zu bekommen", sagt Thorissen. "Da kriegt man Herzklopfen."

Im Kopf des Architekten, der schon vor 20 Jahren das ehemalige Konvent neben der Kirche saniert hat, reifte eine Idee: Was wäre, wenn man die Kirche nach der Sanierung so beließe? Statt des barocken Aufbaus von 1735 sollten der steinerne Altar und die gotischen Bögen des Kirchenschiffs wieder im Mittelpunkt stehen. "Diese schlichte Form steht uns in der heutigen Zeit näher", sagt Thorissen.

Aus Sicht des Theologen ist Jansen gleicher Meinung. Er sieht in dem Altar, der bislang vom Aufbau weitgehend verdeckt war, den Ursprungsort der Kapelle: Wenn er dahinter die Messe zelebrieren kann, steht er dort, wo schon 1460 die Priester standen. Die Gemeinde wäre im Halbkreis um ihn versammelt. "Der Altar wird wieder zum Wesentlichen", erklärt Jansen. "Dies ist schließlich ein Gotteshaus und kein Museum."

Bestätigt fühlt er sich dank eines weiteren Geheimnisses, das die alte Kirche enthüllt hat. An der Rückseite des gemauerten Altars hat Jansen in einer Öffnung eine Glasröhre gefunden, in der eine alte Urkunde steckte, geschrieben am 11. September 1948 vom damaligen Dechant Wolters.

Darin wird geschildert, wie Flieger am 2.März 1945, einen Tag vor dem Einmarsch der US-Truppen, Hüls bombardierten. 38 Menschen starben, darunter eine Nonne, die beim Chorgebet von einem Splitter getroffen wurde. Bereits zum zweiten Mal wurde das Kirchendach zerstört. Diesmal stürzte das Gewölbe ein, zerschlug den Hochaltar, die Nebenaltäre und die Kommunionbank. Nur notdürftig wurden die Aufbauten wiederhergestellt - eben jene Holzverkleidungen, die nun abmontiert wurden.

Ihren Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand haben Jansen und Thorissen bereits überzeugt, auch die Denkmalpfleger sind einsichtig. Zumal der Aufbau eingelagert würde: Wenn künftige Generationen anderer Meinung sind, können sie den Barock wieder aufleben lassen.

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