Hüls: Das schöne Dorf feiert den 900.
Der erste schriftliche Hinweis auf den Stadtteil stammt von 1112. Gesiedelt wird dort aber vermutlich schon viel länger.
Krefeld-Hüls. Zwar feiert Hüls in diesem Monat sein 900-jähriges Bestehen, aber eigentlich ist der Stadtteil viel älter. „Funde von Feuersteinbeilen, Brandgräbern, sowie die Reste einer großen Wallanlage, weisen auf eine frühe Anwesenheit von Menschen auf Hülser Gebiet hin“, sagt Gottfried Andree. Der Vorsitzende des Heimatvereins Hüls ist ziemlich sicher, dass „die Herrlichkeit“ noch einige Jahre mehr als die offiziellen 900 zählt. „Wenn es 1112 erstmals schriftlich erwähnt wurde, muss es doch bereits bestanden haben“, findet er. Die Hülser sind eng verbunden mit ihrem „schönen Dorf“; so ganz kamen sie nie zu Krefeld.
Trotz der Überlegungen über ein längeres Bestehen haben sie drei tolle Feiertage zum Jubiläum vorbereitet. Sie lassen das Mittelalter lebendig werden mit einem Theaterstück und einem Lager im Königspark. Dort werden Menschen in historischen Gewändern die frühere Zeit nachempfinden, Schaukämpfe austragen und Speisen am offenen Feuer zubereiten, wie sie damals gegessen wurden.
Der verbale Gang durch die Stadtteil-Geschichte findet natürlich auf der sanierten Burg statt. Dort hängen die legendären Hülser Teller, die alten und neuen Wappen und die Rüstung von Ritter Godert Haes. Sie erinnert an den letzten Burgherrn von Hüls.
Doch der Reihe nach. „Mit der Erwähnung des ,Rethere de Holese‘ im Jahre 1112 liegt erstmals ein schriftlicher Hinweis auf das Geschlecht der Herren von Hüls vor“, erzählt Andree. Die Mitglieder dieses Rittergeschlechtes seien Ministeriale der Kölner Erzbischöfe gewesen. „Im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts bauten sie ihren Besitz durch zielstrebige Erwerbs- und Pfandpolitik zur kleinen, vom kur-kölnischen Amte Kempen eingefassten, Herrlichkeit Hüls mit eigenem Schöffengericht aus. Sie bestand aus dem Marktort, dem Flecken, der sich am Rande der Mittelterrasse zwischen Bruch und Heerstraße entwickelte, und einer Anzahl außerhalb gelegener Höfe.“
Der erste Gebetsraum in Hüls war die Kapelle auf der Burg. Deren ehemalige Lage ist zwar bekannt, jedoch sind keine Reste mehr vorhanden. „Friedrich von Hüls baute ab 1455 eine zweite, deren Ruinen heute noch erhalten sind. Schon 1565 starb mit Katharina von Hüls das Hülser Rittergeschlecht aus, da sie keine leiblichen Nachkommen hatte. Die Herrlichkeit fiel nach langem Erbstreit an neunzehn teilweise weit entfernt wohnende Adelsfamilien, die ihr Hülser Erbe bis zur französischen Zeit durch ihre Amtmänner und Rentmeister verwalten ließen“, sagt Andree.