Freiwillige Feuerwehr im Sondereinsatz Feuerwehr leert das Naturfreibad

Freiwillige aus Gellep-Stratum, Uerdingen und Hüls haben mit Hochleistungsgerät das Wasser abgepumpt. Das Becken wird gereinigt.

Krefeld. Dort, wo sich an heißen Tagen rund 650 Besucher im Wasser tummeln, zieht am Samstag eine Entenfamilie einsam ihre Runden durch die braune Brühe. Doch auch sie hat bald kaum noch Wasser unter dem Bauch, denn die Feuerwehr hat am Samstag das Becken des Hülser Naturfreibades leergepumpt.

Schwebstoffe hatten es trüb werden lassen. Die Sicht der Bademeister auf Schwimmer, die möglicherweise in Not geraten, war nicht mehr gewährleistet. Seit einer Woche ist das Bad jetzt geschlossen. Für Dieter Porten, Sachgebietsleiter Bäder beim zuständigen Fachbereich, ist das ein Gau. „Es ist schönes Wetter und wir müssen das Freibad am ersten Ferientag zumachen“, schildert er und hat die Sorgenfalten auf der Stirn. „Wir wollen die Bäder betreiben, nicht schließen. An ausbleibende Einnahmen denken wir jetzt gar nicht.“

Zwar sei die braune Brühe gesundheitlich ungefährlich, aber für einen Bademeister, der mindestens 1,80 Meter tief sehen müsse, sei die Situation untragbar. „Wir haben immer mehr Nichtschwimmer. Bei den Grundschülern sind es bis zu 40 Prozent. Wenn da einer das Gleichgewicht verliert und noch nicht einmal gesehen werden kann, ist das nicht vertretbar.“

Drei mögliche Gründe sieht der Fachmann für die schlechte Wasserqualität. „Das Hülser Naturfreibad ist ein besonderes Bad. Es speist sich aus Grundwasser. Schwimmbadtechnik gibt es hier nicht. Nach den mehr als dürftigen Regenfällen der vergangenen Wochen mussten wir aus dem Grundwasserbereich II, einer tieferen Schicht, das Wasser herauf pumpen. Damit könnte Wasser mit einem höheren Eisenanteil hochgebracht worden sein.

Ausfällungen des Eisens, wie das Ausscheiden eines gelösten Stoffes genannt wird, könnten sich auf dem Boden abgelagert haben.“ Zudem hätten das heiße Wetter und der Wind vermehrt Pollen und Schwebstoffe auf die Wasseroberfläche geweht. Sie werde zwar jeden Morgen zum Überlaufen gebracht, aber das habe wohl nicht ausgereicht.

„Außerdem haben sich pflanzliche Schwebeteilchen gebildet, die durch ein vermehrtes Algenwachstum, ebenfalls durch die Sonneneinstrahlung, entstanden sind“, berichtet Porten.

Ein weiterer Faktor: Der Nichtschwimmerbereich ist plattiert. Hier werden Bodenablagerungen beim Planschen viel stärker aufgewirbelt als in dem Bereich für die Schwimmer, der einen Kiesboden in 2,50 Metern besitzt. Der Fachmann betont: „Wir warten auf die Ergebnisse der Wasseranalyse. Danach wissen wir mehr.“

Am heutigen Montag findet eine Bewertung statt. „So etwas habe ich in den vergangenen 14 Jahren noch nicht erlebt“, sagt Porten und stöhnt.

Derweil arbeiten die Feuerwehrmänner aus Gellep-Stratum, Uerdingen und Hüls. Die Gellep-Stratumer und die Uerdinger Feuerwehr besitzen ein sogenanntes hydraulisches Wasserfördersystem, eine kleine gelbe Kiste, die an der Oberfläche schwimmt. „Damit können wir 8000 Liter pro Minute fördern. Gemeinsam mit zehn kleineren Pumpen schaffen wir 18 000 Liter pro Minute“, erläutert Einsatzleiter Manuel Frenzen, Brandoberinspektor aus Gellep-Stratum. „Das Wasser leiten wir in die Flöth. Sie führt Niedrigwasser, ist ziemlich trocken. Wir prüfen regelmäßig, ob es nicht zu Rückstaus kommt.“ Bis mittags soll das Bad zwei Millionen Liter weniger aufweisen. Und wirklich: Der Wasserspiegel geht wie bei einer starken Ebbe sichtbar zurück.

Mitarbeiter des Fachbereichs Bäder haben Schlauch und Hochdruckreiniger in der Hand und fegen zusätzlich den Schlamm von den Platten des Nichtschwimmerbeckens. 15 Feuerwehrmänner und sechs Fahrzeuge befinden sich auf den Liegewiesen rund ums Bad. Die Pumpen brummen. Die Bewohner des gegenüberliegenden Seniorenheimes haben auf den Balkonen der oberen Stockwerke den besten Blick aufs Geschehen.

Porten hat Kaffee und Brötchen für die Helfer besorgt. „Am Freitag habe ich um Hilfe gebeten, heute standen die Männer um 9 Uhr parat“, sagt er und freut sich über den schnellen Einsatz. „Nach 45 Minuten hieß es: ,Wir können kommen‘.“

Nach dem Abpumpen wird wieder Grundwasser in das 50 mal 40 Meter große Becken eingelassen. „Es steigt von alleine. Wir wollen den Hülsern doch noch fünf Ferienwochen im Naturbad ermöglichen. Eine Verstärkung der Aufsichten ist auf jeden Fall geplant“, sagt Dieter Porten.

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