Exponate im Heimatmuseum zeigen bewegte Hölsche Geschichte

Bis in das Jahr 1112 zurück reichen die Exponate des Heimatmuseums im Haus an der Konventstraße.

Hüls. Der Begriff Heimatstuben ist nicht so ganz nach dem Geschmack von Werner Mellen (78), dem stellvertretenden Vorsitzenden des Hülser Heimatvereins. Seit zwölf Jahren betreibt der Verein im Haus Konventstraße 13 ein ortsbezogenes Museum eingerichtet hat, das sich sehen lassen kann.

Der Verein mit rund 800 Mitgliedern, der in den vergangenen Jahren auch die Hülser Burg saniert hat und jährlich zur Osterzeit ein Büchlein herausgibt, hält nicht nur das kleine Museum auf dem neuesten Stand. Er betreut auch die Konventkirche nebenan, die zum Cäcilien-Kloster gehörte.

In einem eigenen Raum im hinteren Bereich der kleinen Kirche wurden früher die Siechen (Schwerstkranken) des Krankenhauses gelagert, damit sie am Gottesdienst teilnehmen konnten. Dieser Raum heißt heute noch "Sickes". Seit kurzem glänzt dort das Kirchensilber der Pfarrkirche St. Cyriakus. Zu sehen ist unter anderem eine Cyriakus-Büste, die auf einem Speicher gelagert war, und die Schätze der beiden Klosterkirchen, darunter ein Ewiges Licht aus Messing mit naiven Darstellungen und eine wertvolle Monstranz.

Die Nonnen vom Heiligen Franziskus betraten die Kirche über einen Gang zur Frauenempore, die heute nur über die Kanzel zu erreichen ist. Das reich geschnitzte Chorgestühl stammt aus der Zeit vor 1736, die Organistin war nur durch ein enges Guckloch mit dem Geschehen am Altar und im Kirchenschiff verbunden. Das wohl älteste Bild ist eine auf Holz gemalte Kevelaerer Madonna aus dem Jahr 1645, die zu Festen stets vom Wallfahrtsort ausgeliehen wird.

Die Exponate gleichen teilweise einem Sammelsurium, sind aber wohlgeordnet. Historisch beginnt es mit den Herren von Hüls um 1112 und der Burg. Ein Blickfang sind die großen "Hülser Schüsseln" aus der 300 Jahre währenden Zeit der Pottbäckerei, die den bis 1970 selbständigen Ort Hüls bekannt gemacht haben.

In einem Durchgang hängen Fotos mit alten Ansichten, die zum Raten einladen. Bilder von Hülser Persönlichkeiten sind ebenso zu finden wie Büsten, Schriften und Antiquitäten, die höchstens durch ihren Gebrauch einen Bezug zu Hüls haben. Gelegentlich kommen Nachlässe auf den Heimatverein zu, vieles ist willkommen, anderes sprengt den Rahmen. Werner Mellen berichtet von einem Angebot, das wertvoll, aber ohne direkte Verbindung zu Hüls ist: "Das wird eine schwierige Entscheidung."

Mellen, der lange Stadtplaner in Viersen war und Bücher über Hüls geschrieben hat, erinnert in einem Teil des kleinen Museums an den Judenpogrom vor 70 Jahren. Mit einigen Dokumenten führt er den Nachweis, dass die Juden in Hüls in die Gesellschaft integriert waren, bevor die Nationalsozialisten an die Herrschaft kamen.

Von den 51 Hülser Juden haben nur fünf überlebt, die Namen der Getöteten sind Teil der Ausstellung. Auch Wechselausstellungen haben die Mitarbeiter des Heimatvereins schon zusammengestellt, so über Töpferei, Puppen oder den Spinnenforscher Casimir. Als nächstes Thema stellt sich Werner Mellen "Devotionalien" vor. Er alleine hat schon eine respektable Sammlung.

Insgesamt 30 Mitglieder des Heimvereins betreuen das Museum in einem "sich selbst organisierenden Dienst". Das Haus, das sich der frühere Bürgermeister Stephan Anton Josten 1850 als Wohnhaus bauen ließ und das nach seinem Tod an die Gemeinde fiel, konnte der Heimatverein kaufen.

Die Miete aus dem Obergeschoss dient der Finanzierung. "Theoretisch", so sinniert Werner Mellen, "ist da noch viel Platz für einen Ausbau der Sammlung."

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