Hüls Ein letztes Mal bei Lawaczeck

Nach über 70 Jahren hinter der Theke ist für Joseph Lawaczeck Schluss: Er schließt den Hülser Traditionsladen aus gesundheitlichen Gründen.

Hüls: Ein letztes Mal bei Lawaczeck
Foto: abi

Hüls. Die Regale sind schon halb leer. Einzelne Gläser des im ganzen Stadtteil bekannten Honigs stehen noch auf den Brettern der altehrwürdigen Einrichtung. Der Ansturm in den vergangenen beiden Wochen war groß auf die Drogerie „Am Konvent 10“ — besser bekannt als der Laden von Josef Lawaczeck.

Hüls: Ein letztes Mal bei Lawaczeck
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Nach über 70 Jahren hinter der Theke ist für die Hülser Institution nun Schluss. Aus gesundheitlichen Gründen muss er seinen Laden mit Kultstatus schließen. Lawaczecks langjährige Weggefährtin Anneliese Schmitz führt den Laden am Samstag in seinen letzten Öffnungstag.

Was in den vergangenen 14 Tagen in dem rund 50 Quadratmeter großen Laden mitten in Hüls los war, das hätte Anneliese Schmitz nicht für möglich gehalten. „Es war eine unglaubliche Resonanz, als die Leute gehört haben, dass der Laden schließt.“ Viele Leute kamen noch ein letztes Mal rum, besorgten sich einen der letzten Artikel.

Denn in Josef Lawaczecks Laden gibt es fast alles zu kaufen: von Haushaltsgeräten über alte Filmrollen, bis hin zum beliebten Honig vom Hülser Imker Stephan Brandl. Besonders der Bienensaft „ging in den letzten Tagen gut weg“, erzählt Anneliese Schmitz.

1944 übernahm der gelernte Kaufmann Josef Lawaczeck den Laden von seiner Tante Elisabeth, 39 Jahre zuvor hatte Großvater Josef das Geschäft gegründet. Die Regale, die am Samstag noch im Verkaufsraum stehen, stammen aus dem Gründungsjahr.

Wie es jetzt weiter geht, das weiß keiner so recht. Das Geschäft, sowie die gesamte Einrichtung und die verbliebenen Artikel bleiben erst einmal in Hand der Familie Lawaczeck, die sich zusammen mit Anneliese Schmitz um den Laden kümmert. Sie sagt: „Wir werden uns um den Laden sorgen, was danach passiert, müssen wir abwarten.“ Auf den Müll kommt jedenfalls nichts, da sind sich alle sicher.

Anneliese Schmitz arbeitet seit 1969 in Lawaczecks Laden. Angefangen als Aushilfe, übernahm sie später bis zu ihrer Rente den festen Posten einer ehemaligen Kollegin. Sie wird vor allem die Gespräche mit den Kunden vermissen: „Viele Leute, die hier rein kamen, kannte man einfach. Wir hatten immer schöne Gespräche mit interessanten Themen.“ In der nun neu gewonnenen Zeit will sich Schmitz vor allem um ihr Hobby, die Ahnenforschung kümmern.

Michael Janssen besucht mit seinem Sohn Lasse ein letztes Mal Lawaczecks Laden. Traurig sagt er: „Ich bin sehr oft hier gewesen, nicht nur, um bestimmte Sachen zu kaufen, sondern auch um ein Wort mit Herrn Lawaczeck zu wechseln. Es war ein Kulturgut, schade das es jetzt schließen muss.“

Unter anderem landete auch der allseits bekannte Honig in seiner Einkaufstüte, denn „den Guten gibt’s nur hier“, sagt Michael Janssen. Eine andere Kundin ergänzt: „Ich habe mich hier immer sehr wohl gefühlt und bin sehr traurig.“ Für viele Hülser schließt mit der Drogerie Lawaczeck eine Hülser Institution — und nahezu jeder kannte den netten Herren hinter der Theke. Auch in schwierigen Zeiten blieb der kleine Laden standhaft und setzte sich gegen große Drogerieketten durch. Grund dafür war vielleicht auch der Honig, von dem Anneliese Schmitz übrigens noch ein, zwei Kisten übrig hat.

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