KARNEVALS-SPASS Die Trinas stürmen das Rathaus

Krefeld · Friedlich ging es am Samstag in Hüls zu: Dort übergab Rathauschef Hans Butzen den Schlüssel kampflos an die Karnevalisten.

 Ex-Karnevalsprinz Martin Reyer mit Perücke und symbolischem Rathausschlüssel in der Hand (Foto l.). Auch alte Weiber können gefährlich bissig sein.

Ex-Karnevalsprinz Martin Reyer mit Perücke und symbolischem Rathausschlüssel in der Hand (Foto l.). Auch alte Weiber können gefährlich bissig sein.

Foto: Strücken, Lothar (sl48)

 „Hab ich Euch nicht gesagt, es wird ein schönes Fest?!“ Ralf Gitzelmann, Präsident der Karnevalsgesellschaft (KG) Nette Stölle Jonges in Hüls triumphiert, als am Samstagmorgen die ersten Sonnenstrahlen durch den Nebel dringen. Dazu läuten um 11 Uhr die Glocken von St. Cyriakus und die schmucken Uniformen der Trinagarde und des Musikzugs strahlen mit den Instrumenten um die Wette.

Vor der Kirche knubbelt es sich um Prinz Klaus II. (Hombergs) und seine Prinzessin Nicki I. mit ihren vier Kindern. Prinz Klaus II. ist deren Mitmachen wichtig: „Prinz-Sein ist bei uns Familiensache, wir machen alles gemeinsam.“

Mit Breetlook-Rufen ziehen die Karnevalisten Richtung Rathaus

Auch Kinderprinz Erik I. (Claßen) mit Lara I. (Bongers) ist schon ganz aufgeregt: „Wir haben uns schon ausgedacht, wo wir den Rathausschlüssel bis Aschermittwoch verstecken.“ Aber noch ist es nicht soweit, es kommen immer mehr Zuschauer, einige auch verkleidet. Sie alle warten auf den Startschuss. Der kommt pünktlich um 11.11 Uhr, und der Zug setzt sich in Bewegung. Es geht über den Marktplatz zum Hülser Rathaus. Stilgerecht intoniert der Musikzug „Op de Maart stont die Buore, dicke Eier, dicke Muohre“ und die letzten Käufer bringen sich in Sicherheit.

Die Breetlook-Rufenden, darunter Jens Ehlen vom Komitee Karnevalszug Hüls 1979 und die Mitglieder des Hülser Sechserrats, biegen den Weg zum Rathaus ein. Dort wartet seit einer halben Stunde eine Menschenmenge auf die Rathausstürmer. Etwa ein halbes Dutzend cleverer Seniorinnen und Senioren haben sich mit ihren Rollatoren die besten Plätze gesichert. Aus dem Rathausfenster erklingen die munteren Karnevalslieder, für die Stefan Focken zuständig ist. Er sitzt bereits seit vier Jahren am Karnevalssamstag am Mischpult: „Am liebsten spiele ich ‚En osserm Veedel‘ und natürlich die Hülser Lieder vom Jaköbke und den Trinas.“

Bezirksvorsteher Hans Butzen, man sieht ihm die Freude am Fastelooewend an, begrüßt die friedlichen Heranstürmenden und nimmt ihnen sofort den Wind aus den Segeln: „Ich habe mir überlegt, dass wir in diesem Jahr die Scheingefechte unterlassen. Den Rathausschlüssel gebe ich kampflos ab.“ Zum Erstaunen der Karnevalisten und unter dem Beifall des Publikums überreicht er den übergroßen Schlüssel an Peter Hoebertz, den Außenminister des Sechserrates. Es gibt sogar eine Urkunde: „In Anerkennung seiner Verdienste um den Hülser Karneval“ heißt es. Hoebertz darf nun ganz offiziell den Schlüssel bis Aschermittwoch behalten. Nur Kinderprinz Erik ist enttäuscht, hat er sich doch ein so schönes Versteck umsonst ausgedacht.

In diesem Jahr besteht das Komitee Karnevalszug Hüls 40 Jahre. Die Truppe um Jens Ehlen und Zugleiter Herbert Rouß richtet auch seit vielen Jahren den Rathaussturm aus, breitet den Tanzgarden den Teppich aus. Die Kindergarde zeigt dann ihr Können und die Trinas schwingen ihre Breetlook-Stangen. Dazu erklingt immer wieder der Hülser Schlachtruf „Breet, Breet, Breet – Look, Look, Look“. Ganz versteckt freut sich auch Gottfried Andree, Vorsitzender des Heimatvereins Hüls, der im Keller die wohl umfangreichste Sammlung karnevalistischer Orden sein Eigen nennt.

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