Der Kreuzkirche treu geblieben

Seit 50 Jahren existiert das Gotteshaus an der Bonhoefferstraße. Die Töchter des ersten Organisten erinnern sich an damals.

Der Kreuzkirche treu geblieben
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Der Sonntag, der im Kirchenjahr den Namen „Jubilate“ (jubelt!) trägt, birgt für die evangelische Gemeinde von Hüls in diesem Jahr eine besondere Freude: Die Kreuzkirche feiert den 50. Geburtstag. Am Himmelfahrtstag 1964, dem 7. Mai, konnten die evangelischen Christen in ihrer neuen Kirche an der Ecke Jerusalemstraße[/[Elisabethstraße (1976 in Bonhoefferstraße umbenannt) den ersten Gottesdienst feiern. Vorher hatte ihnen ein Raum an der Lindenstraße — heute Tönisberger Straße — als Kirchsaal gedient.

Der Kreuzkirche treu geblieben
Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Zu dem Festgottesdienst am vergangenen Sonntag waren auch Vertreter der katholischen St. Cyriakus-Gemeinde geladen, um mitzufeiern — wie es inzwischen selbstverständlich geworden ist. Doch an die schlechte Beziehung der beiden christlichen Konfessionen in der Nachkriegszeit erinnern sich die beiden Töchter des ersten Organisten der jungen Gemeinde, Erich Grawe, noch sehr gut.

Sigrun Höflich (82 Jahre) und ihre Schwester Hildburg Brauers (76 Jahre) kamen 1947 nach Hüls. Die Familie war aus Ostpreußen geflohen und nach einem zweieinhalbjährigen Aufenthalt in Leipzig an den Niederrhein gezogen, weil dort ein evangelischer Volksschullehrer ge-braucht wurde.

Als sie nach Hüls kamen, lebten dort gerade einmal acht evangelische Familien, deren Kinder in einer Zwergschule unterrichtet wurde. „Mein Vater wurde sehr angefeindet und es war schwer, überhaupt eine Klasse für seine Schüler zu finden. Es war ein Kampf zuerst“, erinnert sich die ältere Schwester. „Man hat uns so betrachtet, wie heute viele Asylanten sehen“, meint sie und ihre jüngere Schwester erzählt von einem katholischen Mädchen, mit dem sie gerne Halma spielte. Das Kind durfte schließlich nicht mehr kommen, „der Lehrer und der Dechant der katholischen Gemeinde haben das verboten.“ Mit dem Zuzug weiterer evangelischer Flüchtlingsfamilien sollte aber nicht nur die Pfarrgemeinde wachsen — circa 2 000 Gemeindemitglieder waren es 1964/65 — sondern auch das Miteinander der Konfessionen.

Vor dem Bau der Kreuzkirche verteilte sich das Gemeindeleben der Protestanten auf verschiedene Orte in der Umgebung; so heiratete Hildburg in St. Tönis. Als Organist hatte Erich Grawe außerdem in Grefrath für die musikalische Gestaltung der Gottesdienste zu sorgen. Auch sonntags radelte die Familie gemeinsam nach St. Tönis. Denn eigens für die Evangelen von außerhalb fanden die Gottesdienste in St. Tönis nachmittags statt.

Auch die Liebe zur Musik entfaltete sich bei den Mädchen am Niederrhein. „Wir haben den ersten Kirchenchor gestellt, das war unsere Familie mit sechs Personen“, erzählen die beiden Damen, die immer noch den Gottesdienst besuchen. „Hüls ist uns zur zweiten Heimat geworden.“

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