Hüls Das Geheimnis der sechsten Kirchenbank in St. Cyriakus

Hüls · In seinem zweiten Buch über Hüls widmet sich Hans-Martin Große-Oetringhaus den Ursprüngen des Stadtteils.

 Autor Hans-Martin Große-Oetringhaus mit seinem Buch „Auf Spurensuche in Hüls“.

Autor Hans-Martin Große-Oetringhaus mit seinem Buch „Auf Spurensuche in Hüls“.

Foto: Ja/Bischof, Andreas (abi)

Hans-Martin Große-Oetringhaus ist ein guter Beobachter. Wenn der Autor durch das Inhaltsverzeichnis seines neuen Buches „Auf Spurensuche in Hüls“ blättert, deutet er mit dem Finger immer wieder auf einzelne Kapitel. „Hier oder hier“, sagt Große-Oetringhaus und meint damit Geschichten seines Buches, die allein durch seine Beobachtungsgabe zu solchen geworden sind. So zum Beispiel die Kurzgeschichte „Die verflixte sechste Bank“. Auf fünf Seiten erläutert der Autor, was es mit der Sitzbank in St. Cyriakus auf sich hat.

So erzählt Große-Oetringhaus von Susanne und Heinz, die ein bisschen zu spät zur Mitternachtsmesse in St. Cyriakus kommen. Die Bänke sind voll belegt. Nur vorne, in der sechsten Reihe, gibt es noch freie Plätze. Die Hülser wissen, was es mit dieser Bank auf sich hat und meiden sie. Denn als einzige Sitzgelegenheit in der Kirche besitzt die Bank eine Rücklehne, die sich mit zunehmender Dauer immer weiter in den Rücken desjenigen bohrt, der dort Platz genommen hat. Als die Orgel zu spielen beginnt und sich die Gemeinde erhebt, ist es zu spät. Heinz und Susanne müssen diese schmerzhafte Erfahrung ausgerechnet in der Mitternachtsmesse machen und erhalten von den Hülsern mitleidige Blicke. Der Autor musste diese leidige Erfahrung selber machen. Als Zugezogener hat er oft einen anderen Blick auf Krefelds nördlichsten Stadtteil.

Die Geschichte hinter
den Skulpturen in Hüls

Inhaltlich widmet sich Große-Oetringhaus in seinem zweiten Buch vor allem den Geschichten aus längst vergangenen Zeiten, „um die Spuren des heutigen Hüls aufzuspüren“. Der Autor nimmt seine Leser mit in jene Zeiten, als Kuhhirten, Pottbäcker und Weber das Leben in Hüls bestimmten. „Oder die Leser können jene aufregenden Ereignisse hautnah miterleben, in denen die 1848er Revolution auch um Hüls keinen Bogen schlug. Aber auch die dunkle Zeit des Nationalsozialismus hat sich im Gedächtnis des Ortes und seiner Bewohner eingebrannt. Geschichtliche Erfahrungen verbergen sich auch hinter so manchem Straßennamen. Viele stecken voller Geschichten“, sagt Große-Oetringhaus. Auch den Skulpturen des Stadtteils widmet sich der Autor in seinem Buch, um die Hintergründe hinter dem „kleinen König“ oder den Pottbäckern zu erläutern – aus seiner eigenen Sicht. Mit seinen Geschichten will er seinen Lesern helfen, Neues zu entdecken oder Vertrautes mit anderen Augen zu betrachten. Ein drittes Hüls-Buch sei zwar noch nicht in Arbeit, sagt er. „Aber vielleicht überkommt es mich ja noch.“ Die Augen für neue Geschichten hält der Wahl-Hülser längst wieder offen.


Hans-Martin Große-Oetringhaus:

Auf Spurensuche in Hüls

IATROS Verlag (Sonnefeld 2018)

228 Seiten, 19 Euro

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