Zwei Engel für Königshof

Die Freundinnen Ursula Jörissen und Hildegard Overmeyer werden am Freitag für ihr Engagement ausgezeichnet.

Krefeld. „Ich und in diesem Mütterverein? Nein danke. Das ist mir viel zu altmodisch“, winkt Ursula Jörissen ab, als die Frage aufkommt, ob sie sich nicht bei der katholischen Frauengemeinschaft (kfd) engagieren will. Doch nachdem die vier Söhne aus dem Kleinkinderalter heraus sind, füllt Jörissen das Leben zu Hause nicht mehr aus. Sie besucht zahlreiche Kurse, macht sogar ihr Hausfrauendiplom. „Aber all das hat mir nicht mehr gereicht, ich wollte mehr tun, mich für die Gesellschaft engagieren“, sagt sie.

Schließlich tritt sie doch der kfd Herz-Jesu in Königshof bei und trifft dort Ende der 60er Jahre auf Hildegard Overmeyer, die der kfd anfangs genauso skeptisch gegenübersteht wie sie selbst.

Mehr als 40 Jahre ist das nun her. Bereut haben die Frauen — Jörissen ist mittlerweile 84 Jahre alt, Overmeyer 76 — ihre Entscheidung nie. „In der Gemeinschaft unterstützen sich die Frauen gegenseitig und setzen sich für andere ein“, sagt Overmeyer. „Das ist wichtig und überhaupt nicht altmodisch.“

Die 76-Jährige spricht aus eigener Erfahrung: Als ihr Mann 1980 unerwartet verstarb, musste sich die damals 44-Jährige alleine um die zwei Kinder kümmern. Rückhalt bekam sie von den Menschen in Königshof, auch die Arbeit in der kfd habe dazu beigetragen, wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen: „Die Gemeinschaft hat mir geholfen, diese schwere Zeit zu überstehen.“

Im Laufe der Jahre sind Overmeyer und Jörissen Freundinnen geworden. Sitzen die Frauen zusammen, ist das kaum zu übersehen. Da erzählt Hildegard Overmeyer, dass sie einmal im Monat einen Wortgottesdienst gestaltet und regelmäßig die Kommunion an Menschen, die krank sind und deshalb nicht mehr an der Messe teilnehmen können, verteilt. Und die Frauen berichten, dass diese Aufgabe früher noch der Pastor übernommen habe: „Der hatte auf seinem Weg immer einen Messdiener dabei, eine Laterne und ein Klingelglöckchen.“ „Und heute fährst du den lieben Heiland auf dem Fahrrad durch die Gegend“, wirft Ursula Jörissen vergnügt ein. Hildegard Overmeyer lächelt: „Ja, aber an solchen Tagen achte ich darauf, mit dem Fahrrad nie auf der falschen Straßenseite unterwegs zu sein.“

Die Liste der guten Taten — auch wenn Overmeyer und Jörissen den Begriff „gute Taten“ mit einem Kopfschütteln abtun würden — ist lang. Neben ihrem Einsatz für die katholische Frauengemeinschaft führte Overmeyer, die eine kaufmännische Ausbildung hat, jahrelang die Kasse im Bürgerverein Königshof und war im Vorstand der katholischen Bildungsstätte Krefeld aktiv. Bis heute engagiert sie sich in der Pfarre Herz-Jesu in der Erwachsenenbildung.

Ein umfangreiches Verzeichnis ehrenamtlicher Tätigkeiten kann auch Ursula Jörissen vorweisen: So gehört sie zum Beispiel zu den Gründungsmitgliedern des Pfarrgemeinderates und ist Vorsitzende des kfd-Stadtverbandes. Außerdem hat sie 25 Jahre lang ehrenamtlich als „Grüne Dame“ im Krankenhaus gearbeitet und für Patienten eingekauft oder ihnen vorgelesen. Heute hilft die Kauffrau immer noch bei kfd-Veranstaltungen mit oder erledigt die Buchführung für ihren Mann Franz, der als Architekt arbeitet.

An Ursula Jörissen ist schon mehrfach herangetragen worden, den Evonik-Adler-Ehrenpreis für ihr ehrenamtliches Engagement anzunehmen. Bisher lehnte sie immer ab. „Ich fand, das ist nicht nötig“, sagt sie. Ähnlich denkt Hildegard Overmeyer.

Erst als die Organisatoren vorschlugen, beide Frauen zugleich auszuzeichnen, lenkten die Frauen ein. Bei der Verleihung des Preises stehen Hildegard Overmeyer und Ursula Jörissen deshalb am Freitag gemeinsam auf der Bühne im Evonik-Kasino: Die zwei Engel für Königshof.

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