WZ-Mobil an der Markuskirche: Lautsprecher statt Geläut

Der Turm der Markuskirche ist marode — daher schweigen seine Glocken. Das WZ-Mobil war vor Ort.

Krefeld-Fischeln. Die drei Glocken der Markuskirche — sie heißen Glaube, Liebe und Hoffnung — schweigen seit 2005. Der freistehende Glockenturm ist zu marode, um ihre Schwingungen zu ertragen. Seit 2007 werden die Gläubigen daher mit Geläut aus der Konserve zum Gebet gerufen. Der ehemalige Glockenturm ist zum Lautsprecherturm geworden.

Pfarrer Thomas Stockkamperklärt die Situation: „Um die Glocken wieder läuten zu lassen, wäre ein Abriss und ein Neubau erforderlich — das würde 300 000 Euro plus x kosten.“ Zwar habe man durch Spenden etwa 60 000 Euro eingenommen, aber die volle Summe sei einfach zu hoch. „Daher werden wir zunächst beim elektronischen Geläut bleiben. Das gespendete Geld wird teilweise wohl in eine optische Verschönerung des Turms fließen.“

Für Marie-TheresLarbalett geht das in Ordnung. Sie könne sowieso keinen Unterschied zwischen dem echten und dem elektronischen Läuten hören. Dabei hört sie es seit 42 Jahren jeden Tag — sie arbeitet schräg gegenüber des Turms im Elektrofachgeschäft ihres Sohnes. „Mich stört das Läuten auch nicht mehr. Früher war das anders — da hatte man gerade die Kinder im Bett, und dann ging das Geläute los. Jetzt sind die aber groß, ist also egal.“

Monika Reinhold hat ein klares Verhältnis zu dem Läuten: Sie ist Gemeindemitglied und deshalb ist ihr das Geläut wichtig. Allerdings: „Ich bin zufrieden mit dem elektronischen Läuten. Das ist täuschend ähnlich. Wenn man es nicht weiß, hört man keinen Unterschied.“ Und sie gibt zu bedenken: „Ein Neubau des Turms wäre zu teuer, dafür ist die Kassenlage unserer Gemeinde zu knapp.“

Marion Baldeau stört sich auch nicht an den elektronischen Klängen: „Das interessiert mich ehrlich gesagt nicht so sehr.“ Im Übrigen sei der Turm auch nicht besonders schön, ihn also für viel Geld abzureißen und originalgetreu wieder aufzubauen, findet sie übertrieben. Ihr Sohn Markus Baldeau ergänzt: „Ich habe mir das Geläut noch nie bewusst angehört.“

ÜmitKöseoglu hat das getan: „Mir ist der originale Klang schon lieber.“ Andererseits sei der Turm aber nicht besonders schön: „Ein Neubau wäre übertrieben.“ Allerdings gibt er zu bedenken, dass er als Muslim auch keinen besonderen Bezug zu Kirchtürmen oder Glocken habe.

Gerd Frank ist der Meinung, dass das Glockenläuten aus der Konserve eine gute Lösung ist. „Von Lautsprechern geht keine Gefahr aus — von einer großen Glocke allerdings schon.“ Er erinnert an das Unglück in Köln vor kurzem, als ein riesiger Glockenklöppel im Dom runtergekracht ist. „Das hätte ein echtes Drama werden können“, sagt er.

Für die Gemeinde ist es letztlich gut, dass die meisten Menschen mit der Lautsprecher-Lösung zufrieden sind. Denn die Sanierung des Turms steht derzeit gar nicht auf dem Programm.

„Das hat für uns keine Priorität“, sagt Pfarrer Marc-Albrecht Harms. Geplant werden gerade ganz andere Bauvorhaben, die Kirche soll mit einem Anbau verbunden werden. „Im Frühjahr geht es los.“ Allein das wird rund 200 000 Euro Kosten verursachen. Und es soll noch mehr saniert werden: „Wir machen das Schritt für Schritt“, sagen Harms und Stockkamp. Einer davon wird die Sanierung des Jugendkellers sein.

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