Viele Bürger stören die neuen Marktzeiten in Fischeln

Vor allem Berufstätige ärgern sich, dass sie nach der Arbeit nicht mehr auf dem Marienplatz einkaufen können.

Viele Bürger stören die neuen Marktzeiten in Fischeln
Foto: D. Jochmann

Krefeld. Seit Januar stehen die Marktbeschicker von 8 bis 14 Uhr auf dem Marienplatz. Jahrzehntelang konnten die Kunden nachmittags frische Lebensmittel auf dem Fischelner Wochenmarkt einkaufen. Nur wenige Bürger am WZ-Mobil begrüßen die neuen Marktzeiten, viele ärgern sich darüber.

Agnes und Franz Jösch passen die neuen Markzeiten. „Wir können jetzt endlich direkt frische Sachen für das Mittagsessen einkaufen. Sonst hat man vor 12 Uhr ja nichts bekommen“, sagt das Rentnerehepaar. Gisela Pott-Franke ist Arbeitnehmerin und macht ihrem Ärger über die neuen Marktzeiten Luft. „Es ist eine Entscheidung gegen die arbeitende Bevölkerung, die die Leistungsträger der Stadt sind“, sagt sie.

Friedrich Frings geht noch weiter und vermutet, dass die Zeiten zugunsten der Supermärkte auf der Kölner Straße geändert wurden. „Die Geschäfte haben das veranlasst. Für die ist es besser, da am Nachmittag jetzt alle Kunden dort einkaufen gehen.“ Außerdem haben sich laut Frings im Vorfeld viele Kunden gegen eine Änderung der Marktzeiten eingesetzt. „Es lagen Unterschriftenlisten aus, auf drei Seiten haben Hunderte unterschrieben“, sagt Frings.

Anita van der Coelen verkauft schon seit 27 Jahren frischen Käse auf dem Marienplatz. Die Marktbeschickerin sieht die neuen Marktzeiten weniger problematisch. Auch Umsatzeinbußen konnte sie nicht feststellen. „Natürlich waren wir erst mal unsicher, ob das klappt, aber wir sehen es jetzt positiv.“ Besonders im Sommer könne sie von den frühen Öffnungszeiten profitieren. „Im Sommer hatten wir oft Probleme wegen der Hitze. Die Kühlung schafft es bei sehr hohen Temperaturen nicht, die Ware frisch zu halten.“

Spannung herrscht noch bei Hildegard Lichtenberg. Parallel zum Markt organisiert sie das Kirchencafé. „Wir bieten an der Mariensäule Kaffee an und reden mit den Bürgern über Gott und die Welt. Ich hoffe, unser Angebot trifft auch vormittags auf Zuspruch“, sagt sie.

Schlechte Erfahrungen hat bereits die Mitinhaberin der Mangelstube gemacht. „Viele Kunden haben den Marktbesuch mit dem Gang in unser Geschäft verbunden. Manche kommen jetzt gar nicht mehr zu uns“, sagt Monika Frenkler. „Morgens um acht ist noch nicht alles ausgepackt und kurz vor zwei kriege ich nichts mehr“, beschwert sich Sabine Claesgens-Bachmann über die neuen Marktzeiten.

„Der Nachmittag war besser“, sagt auch Margret Zwierkowski. Früher ging sie gerne mit ihren Enkeln gemeinsam auf den Markt. „Berufstätige haben keine Chance, vormittags einzukaufen und der Umsatz der Marktbeschicker geht zurück“, meint auch Dorothea Wendt.

„Früher hatte man beim Einkaufen schon ein Wochenendgefühl“, sagt Berthold Pesch. „Fischeln hatte den einzigen Nachmittagsmarkt in Krefeld, der zog auch Auswärtige an. Der ganze Ort leidet unter der Verlegung.“

Silvia Böhm war seit der Änderung nicht mehr auf dem Markt. „Wenn ich frei habe, hat der Markt zu.“

„Früher konnten meine berufstätigen Kinder für mich einkaufen, das geht jetzt nicht mehr“, klagt eine 75-Jährige, die ihren Namen nicht nennen möchte. Rentnerin Anita Wissmann ist die Zeit egal. „Aber als ich noch arbeitete, war ich froh, um 17 Uhr hier einkaufen gehen zu können.“

„In 30 Jahren hatte man sich an den Nachmittag gewöhnt. Viele ältere Menschen haben sich auf dem Markt getroffen und Kaffee getrunken. Dieses Flair ist jetzt kaputt“, sagt Gabriele Wellen.

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