Schwimmen: Eine Weltmeisterin aus Leidenschaft

Steffi Niemietz schwimmt mit 48 Jahren noch immer Bestzeiten und holt sich einen Titel nach dem anderen. Im Oktober geht sie beim DLRG-Wettkampf wieder an den Start.

Krefeld-Fischeln. Ein wenig Nostalgie schwingt in ihren Worten mit. "Seit 1972 hat mein Vater alle Schwimm-Wettkämpfe, die ich mitgemacht habe, notiert. Jede Einzelheit hat er sich aufgeschrieben." Vor Steffi Niemietz liegt ein Dutzend leicht vergilbter Briefbögen, auf denen mit akkurater Schrift Wettkämpfe, Schwimmzeiten, Platzbelegungen und weitere Informationen notiert sind. "Eine schöne Erinnerung", sagt die noch heute begeisterte und erfolgreiche Schwimmerin.

Seit vielen Jahren schwimmt sie im Schwimmverein Bayer Uerdingen in der Mastersmannschaft, einer Gruppe für Schwimmer über 25 Jahren. 2003 wird sie bei ihrer ersten Teilnahme Europameisterin über 50 und 100 Meter Freistil. Bei der Weltmeisterschaft im darauffolgenden Jahr kommt sie auf Platz drei über 50 Meter Freistil.

Schon früh hat sie mit dem Wassersport begonnen und schwimmt mit zehn Jahren ihren ersten Wettkampf. "Mein Vater war immer darauf bedacht, dass ich viel mache", erzählt sie weiter. Aus einer sportbegeisterten Familie stammend, trainiert sie in ihren Spitzenzeiten bis zu 13 Mal in der Woche und schafft es bis in die Jugendnationalmannschaft.

Wirklich Spaß hat sie bei dem Trainingsvolumen aber irgendwann nicht mehr. So verabschiedet sie sich nach dem Abitur vom Leistungssport, schwimmt in der Hochschulmannschaft und ein paar Jahre später in der Mastersmannschaft mit.

Nach ihrem Studium arbeitet sie als Lehrerin an einer Grundschule in Düsseldorf. "Auch nach 20 Jahren macht mir der Beruf heute immer noch Spaß," erzählt Steffi Niemietz. Das Schwimmen bleibt jedoch immer eine konstante Größe in ihrem Leben.

Die Mastersmannschaft bietet ihr die Gelegenheit, sich sportlich zu betätigen, den Kontakt zu anderen Schwimmern zu halten und Wettkämpfe zu bestreiten. "Es gibt Leute, die blühen erst im Alter richtig auf", so Niemietz. Und so ist auch bei der 48-Jährigen der Spaß am Training erst später gekommen.

Eine besondere Herausforderung ist die Teilnahme an der DLRG-Weltmeisterschaft, einem Wettkampf mit Lebensrettungsübungen. In mehreren Disziplinen wie Puppenschleppen oder Hinderniss- und Flossenschwimmen wird um den Sieg gekämpft.

Vor zwei Jahren konnte sie mit der Staffel den Weltmeistertitel erlangen. Daran will sie im Oktober bei der WM in Ägypten anknüpfen. "Da ich gerne reise, kommen mir die Wettkämpfe in anderen Ländern sehr entgegen. Oft verbinde ich auch einen kleinen Urlaub damit", erzählt die Fischelnerin.

Von ihren Kollegen wird die Konrektorin in vollem Umfang unterstützt. "Die finden es schön, dass ich so erfolgreich bin." Immerhin hält sie in der Altersklasse der 40- bis 44-Jährigen mit 27,46 Sekunden den Deutschen Rekord über 50 Meter Freistil. Und in ihrer aktuellen Altersklasse, der 45- bis 49-Jährigen, mit 28,35 Sekunden den Altersklassenrekord über diesselbe Distanz.

Bei Wettkämpfen trifft sie oft auf Schwimmer, die sie seit ihrer Kindheit kennt. "Es ist aber nicht mehr so verbissen. Es soll ja Spaß machen", sagt sie und schaut in ihr Büchlein, in dem sie die Tradition ihres Vaters fortführt und jeden Wettkampf notiert.

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