Kriegsgräber-Pflege: Freigekratzte Erinnerungen

Reservisten der Bundeswehr haben am Samstag auf dem Hauptfriedhof sieben Stunden lang auf Knien Kriegsgräber gepflegt.

Krefeld. Mit Rechen, Eimern, Fugenkratzern und Wurzelbürsten rücken die ehemaligen Soldaten der Bundeswehr um neun Uhr morgens auf dem Friedhof an. Ein Dutzend Reservisten tritt an zur Pflege von Kriegsgräbern.

Zum vierten Mal kommen Mitglieder der Krefelder Reservisten-Kameradschaft in den westlichen Teil des Hauptfriedhofs. Über 200 gleich große Grabsteine erinnern zwischen Wiesen und teils blühenden Sträuchern an Gefallene der beiden Weltkriege.

Die 24 bis 63 Jahre alten Männer in ihren Tarnanzügen nehmen sich auf Knien der Steine an, entfernen Grün und kratzen die Steinkanten frei. Dann machen sie die Platten mit der Wurzelbürste wieder lesbar.

Die Grabsteine tragen die Namen, Dienstgrade und Funktionen der Gefallenen, Geburts- und Todesdatum sowie Ortsangaben. Manche sind noch gut lesbar, andere kaum noch.

Willi Becker, Leutnant beim Flottenkommando, ist schon zwei Wochen nach Beginn des Zweiten Weltkriegs in Wilhelmshaven gestorben, mit nur 28 Jahren. Ob er in Krefeld begraben wurde oder nur der Stein an ihn erinnert, weiß keiner.

Einige Steine tragen nur Namen, mehr Angaben gab es offenbar nicht. Zwei Gräber werden noch von Angehörigen gepflegt, das zeigen die Blumen rechts und links. Zwei Reihen der Grabsteine tragen russische, polnische und rumänische Namen.

Wie die ausländischen Gefallenen hierher kamen, weiß von den Reservisten niemand. Ralf Lehmann, der als Hauptfeldwebel der Reserve heute den höchsten Dienstgrad hat, führt das Kommando:

"Mit einem Dutzend Leuten kann man natürlich nicht alles machen." Weitere Gräber kommen beim nächsten Mal dran.

Lehmann ist froh, dass Heribert Quasten, Obergefreiter der Reserve, Bestatter von Beruf ist. Er hat in seinem Kombi Gerät und Material mitgebracht. Sieben Stunden währt der freiwillige Dienst. Dazu gehört auch eine zünftige Pause - Erbsensuppe, natürlich mit viel Einlage.

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