Hier wird noch selbst gebacken: Peter Odendahl - Mit Opas Rezeptbuch auf Erfolgskurs

Peter Odendahl backt in fünfter Generation. Seine „gute Seele“ beliefert frühmorgens mehrere hundert Kunden mit frischen Brötchen.

Krefeld. An der Kölner Straße in Fischeln startet jeden Morgen gegen fünf Uhr früh ein Roller mit frischen Brötchen im Gepäck. Ein paar hundert Fischelner werden bis spätestens halb acht ihr Frühstück vor der Tür finden. Dann ist Hildegard Koss längst zurück in der Bäckerei Odendahl, für die sie nicht nur Brötchen ausliefert, sondern tagsüber auch im Laden steht — und zwar beides schon seit 1973. Damals war noch Hans-Heinz Odendahl Chef in dem Bäckereibetrieb und dessen Sohn Peter ganz klein.

Heute ist der Junge von damals 42 Jahre alt und leitet den Familienbetrieb seit 2003. Dass Hildegard Koss (54), die vor dem Tod seines Vaters dessen Lebensgefährtin war, ihm bis heute treu geblieben ist, schätzt der Bäckermeister sehr: „Sie ist die Seele des Verkaufs. Alle Fischelner kennen sie und freuen sich, wenn sie hinter der Theke steht“, weiß Peter Odendahl, der schon als kleines Kind in der väterlichen Backstube „rumgehangen“ und begeistert Plätzchen gebacken hat. „Da war irgendwie klar, dass ich derjenige sein würde, der den Familienbetrieb einmal übernimmt“, erzählt der 42-Jährige.

Seine beiden Geschwister haben mit dem Bäckerhandwerk nichts zu tun. Dafür ist er nach der Schule bei seinem Vater in die Lehre gegangen, hat dann fünf Jahre als Geselle „außer Haus“ gearbeitet und vor knapp zehn Jahren die Bäckerei an der Kölner Straße übernommen. Damit ist Peter Odendahl Bäcker in der fünften Generation. „Natürlich wird man verglichen, vor allem die älteren Leute in Fischeln erinnern sich noch gut an meinen Vater.“ Gerade die Tradition ist es aber, die den Fischelner anspornt, den Familienbetrieb weiterzuführen.

Die Backstube der Odendahls gibt es schon seit 1888, den Verkaufsraum erst seit 1928. Bis auf die Technik hat Peter Odendahl die Einrichtung von damals bis heute gelassen. Stolz zeigt er auf ein Gemälde, das sich unterhalb der Decke über alle Wände zieht. „Da kann man die ganze Bäckergeschichte betrachten. Sie beginnt mit dem Korn, das vom Feld geholt wird, geht dann in unserer Backstube weiter und endet in unserem Verkaufsraum.“

In der Backstube läuft heute noch vieles wie früher. Stolz ist Peter Odendahl vor allem auf seinen Sauerteig ohne Zusatzstoffe und auf die Tatsache, dass bei ihm alle Produkte noch von Hand entstehen. Dabei hilft ihm ein weiteres Familienerbe: „Ich habe noch ein altes Rezeptbuch von meinem Opa. Das ist wegen der alten Schrift zwar schwer zu lesen, aber die meisten Rezepte habe ich eh im Kopf“, sagt er schmunzelnd.

In der Backstube steht der Bäckermeister nur mit Geselle Gregor Klopsch (53). „Wir schmeißen den Laden hier zu zweit, aber das klappt sehr gut“, erzählt der. „Uns kann keiner mehr das Backen beibringen. Ob der Chef was rührt, ob ich was rühr’ — wir können uns immer aufeinander verlassen und ergänzen uns sehr gut“, sagt Gregor Klopsch lobend. „Außerdem machen wir alles mit Liebe“, betont er und legt Zierkirsche für Zierkirsche auf die vorbereiteten Sahnehäubchen.

Für Peter Odendahl ist die wichtigste Grundlage für das gute Gelingen von Backwaren Ruhe und Zeit. „Die haben sie in großen Betrieben nicht mehr. Dass wir uns bewusst Zeit nehmen, macht uns aus“, sagt er. Trotzdem seien die großen Ketten eine gewisse Bedrohung für seinen kleinen Betrieb: „Die haben 365 Tage im Jahr auf — entweder man zieht mit oder man stirbt“, sagt er.

Aus früheren Zeiten kennt Peter Odendahl noch ganz andere Verhältnisse: „Mein Vater hat früher noch die Bäckerkollegen in Fischeln angerufen und gefragt, wann sie in den Urlaub fahren. Und dann hat man ganz selbstverständlich eine andere Woche genommen.“

Auch wenn sich heute vieles verändert hat, ist Peter Odendahl gerne Bäcker. „Mir gefallen vor allem die Kreativität und die Unabhängigkeit — und die positiven Rückmeldungen von Kunden auf der Straße.“

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