Dorf-Flair mitten in der Stadt

Serie – Mein Freund, der Nachbar: Die Siedlung Ulmenstraße feiert am Samstag ihr Jubiläum und ihre gemeinsame Geschichte.

Krefeld-Stahldorf. "Unser Dorf" nennen die Bewohner der Ulmenstraße ihre kleine Siedlung an der Obergath. Die denkmalgeschützten Häuser bildeten einst die Arbeitersiedlung der Krefelder Baumwollspinnerei. Errichtet wurden sie Anfang des 20. Jahrhunderts, umgebaut in den Jahren 1979 und 1980. "Ursprünglich sollte das hier ein Bolz- und Spielplatz werden", sagt Wolfgang Greifzu. Doch dann wurden die Häuser doch renoviert und Interessenten konnten sich für die Häuser bewerben. Willi und Renate Meikies, die in Hausnummer 18 wohnen, gehörten zu den ersten.

Als "wilde Müllhalde" betitelte die Westdeutsche Zeitung die 1979 noch wenig einladende Siedlung. Heute lädt die Ulmenstraße mit ihren gepflegten Vorgärten und schmucken Gärten hinter den Häusern zum Verweilen ein.

Im Haus Nummer acht leben Dagmar Albrecht und ihr Mann Bernd. "Anfangs wollte kein Taxi bis vor unsere Haustüre fahren, denn die Straße war nicht fertig", erklärt Dagmar Albrecht. Heute sind die matschigen Pisten von einst akkurat gepflastert und verkehrsberuhigt. Autos sind nur zum Be- und Entladen erlaubt. Unter den Anwohnern haben sich zahlreiche Freundschaften entwickelt. "Wir vertragen uns alle gut", sagt Bernd Albrecht mit ein wenig Untertreibung. Denn die Nachbarschaft der Ulmenstraße hat gemeinsam schon vieles erlebt. Etwa eine gemeinsame Fahrt in die Eifel oder die "Ulmenrocker", ein Gesangsquartett.

Gemeinsame Feste seien aber selten geworden. Deshalb soll in diesem Jahr mit einem Jubiläumsfest am 12. Juni im Wendehammer der Ulmenstraße die Nachbarschaft wieder angekurbelt werden. Die Anwohner hängen an ihrer Straße: "Das ist eine sehr besondere Straße mit einem schönen Umfeld", sagen Christel Kuhn und ihr Mann Bruno aus dem Haus Nummer 13.

Der Nachbar aus dem Haus Nummer 11, Manfred Dimmers sorgt sich um die Zukunft. "Es wäre schade, wenn irgendwann Leute hier wohnen, die keinen Bezug mehr zu den Häusern haben", sagt Dimmers. Denn viele Anwohner haben selbst mit angepackt, als die Häuser komplett saniert wurden. Sie haben eimerweise Schutt aus den Gebäuden gekarrt und sich den Baggern in den Weg gestellt, wenn sie all zu schnell losdonnern wollten.

Der knorrige, alte Apfelbaum im Garten des Hauses Nummer acht verdankt sein Leben dem Einsatz von Dagmar Albrecht. Sie rettete ihn vor den Baggern und er dankt es ihr noch heute: "Der Baum trägt immer noch Früchte", sagt Albrecht.

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