Die fechtenden Schwestern aus Fischeln

Für ihren Sport zogen Sina und Natalie Dostert extra nach Bonn. Aus ihren Duellen gegeneinander machen sie sich einen Spaß.

Krefeld-Fischeln. Von wegen Zickenkrieg. "Das erwarten dann höchstens die Zuschauer", sagen Sina (19) und Natalie Dostert (21) und können sich ein Lächeln nicht verkneifen. Wenn die beiden Schwestern aus Fischeln gelegentlich bei Turnieren aufeinander treffen, dann wird auf der Planche, der Fechtbahn, geflachst, sich gegenseitig Sprüche gedrückt. "Auch wenn das eigentlich verboten ist", sagt Sina. Die bei Fechtern so beliebten Psychospielchen, um den Gegner aus dem Konzept bringen, funktionieren ja nicht. Wie auch? "Dazu kennen wir uns viel zu lange", meint Natalie. Und schließlich verstehen sich die beiden auch zu gut, wohnten zeitweise sogar in Bonn gemeinsam in einer WG.

"Ich habe eigentlich mit dem Fechten angefangen, weil ich gesehen habe, wieviele Pokale Natalie immer mit nach Hause bringt", erinnert sich Sina. Den Sport an sich kannten die beiden gar nicht, bis am Krefelder Arndt-Gymnasium ein Kurs angeboten wurde. "Vorher haben die Mädchen Tennis gespielt. Aber nur, weil der Platz nebenan lag", erzählt Mutter Monika. Das Racket wurde dann schnell gegen den Degen getauscht.

Waren die Schwestern Naturtalente? Bei der Antwort drucksen die beiden etwas herum. Die Fakten sprechen jedenfalls dafür. Im Bereich Nordrhein sammelten die Fischelnerinnen Titel auf auf Titel. Dann folgte recht schnell der Ruf ans Sportinternat des Deutschen Fechterbundes (DFB). "Da wohnten wir direkt über der Halle."

Bis dato hatten die beiden noch für die SFG Krefeld gefochten. 2004 wechselte Natalie nach Bonn, Sina folgte ihr 2007. "Es wurde einfach zu stressig. Erst die Schule in Krefeld, dann drei Mal die Woche zum Training nach Bonn. Später sollte ich dann sogar ein viertes Mal kommen", sagt Sina, die gerade mitten im Abi-Stress steckt.

"Irgendwann muss man sich entscheiden, welchen Weg man einschlagen will", ist Monika Dostert überzeugt. In kleinen Vereinen sei die Förderung eben schwieriger. In Bonn trainieren ihre Töchter dafür jetzt unter anderem mit Olympiasiegerin Britta Heidemann und Imke Duplitzer - und schwärmen von der Lockerheit der beiden Stars. "Die haben gar keine Allüren."

Ein Leben für den Sport? Manchmal habe sie den Stress schon bereut, sagt Natalie, die aufgrund ihres Studiums das Trainingspensum etwas gedrosselt hat. Dann lacht sie. "Aber man kommt nicht davon los. Ohne Fechten geht es nicht." Und ihr Freund hat dafür Verständnis. "Der ist auch Fechter."

Schließlich haben die Schwestern ja schon einiges erlebt. Dänemark, Italien, Russland, Ukraine - in ganz Europa waren die beiden unterwegs. "Und wir kennen nicht nur die Sporthallen." Nach dem Abi will Sina jetzt durchstarten - nach drei Monaten Zwangspause. "Ich hatte Pfeiffersches Drüsenfieber und absolutes Sportverbot vom Arzt." Für die Klausurvorbereitungen ganz praktisch, wie sie einräumt. "Dafür habe ich leider die Junioren-WM in Aserbaidschan verpasst. Aber darüber bin ich jetzt weg", sagt Sina trotzig.

Beim ersten Wettkampf am vergangenen Wochenende lief es jedenfalls wieder rund. Mit dem OFC Bonn holte sie in Tauberbischofsheim die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft. Und irgendwann soll es zu Olympia gehen? Sina sieht es locker. "Das ist ja mehr ein Traum, noch kein richtiges Ziel." Aber wenn die Generation um Heidemann und Duplitzer einmal abtritt, müssen schließlich andere folgen...

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