Das etwas andere Wahllokal

Im Jugendzentrum werden die Urnen gleich zwei Mal aufgebaut. Zur U-18- und erstmals auch zur Bundestagswahl.

Krefeld. Eigentlich hatte Jürgen Weiland, Leiter des Fischelner Jugendzentrums, damit gerechnet, dass die Stadt ihm ein paar Wahlkabinen aus dem eigenen Bestand für die U-18-Wahl zur Verfügung stellt. Doch die habe abgewunken: So kurz vor der Wahl? Keine Chance. Das sieht jetzt womöglich anders aus, sinniert Weiland. Denn im Fischelner Jugendzentrum können heute nicht nur die Unter-18-Jährigen ihre Stimme abgeben. Kurzfristig wurde auch entschieden, dass in knapp einer Woche dort auch die Ab- und Über-18-Jährigen wählen werden — und zwar zum ersten Mal an diesem Ort.

Bereits vor vier Jahren hatte Weiland beim Wahlamt angefragt, ob das Jugendamt nicht Wahllokal werden könne. Das lehnte erst ab, weil das Jugendzentrum mit seinem Sitz an der Kölner Straße zwischen zwei Wahlbezirken liege, resümiert Weiland das Gespräch. Doch das bisherige Wahllokal für den Stimmbezirk 36.1. steht nicht mehr zur Verfügung: Die Erich-Kästner-Schule ist von Fischeln nach Inrath gezogen. Darum hat es sich das Wahlamt anders überlegt.

Weiland freut das. Er ist ein leidenschaftlicher Befürworter der Wahl. Zwar sei er auch nicht mit allem einverstanden, was die Politik entscheide. „Mir würde aber nie in den Sinn kommen, nicht wählen zu gehen“, sagt er. Diese Einstellung möchte er gerne nach außen vermitteln - und zwar nicht nur an Jugendliche, sondern auch an deren Eltern. Stichwort: U-18-Wahl. „Wenn wir die Jugendlichen für die Wahl begeistern können, wirken diese vielleicht auch auf ihre Eltern ein, damit diese ihre Stimme abgeben“, sagt Weiland.

Zurzeit wirbt das Jugendzentrum an den betreffenden Schulen, damit die Jugendlichen ihre Chance auch nutzen. Alle waren auf Anhieb begeistert, machten aber auch auf organisatorische Schwierigkeiten aufmerksam. Am MSM-Gymnasium seien einfach zu viele Schüler wahlberechtigt, berichtet Weiland. Weil die schlecht alle ins Jugendzentrum passenden, stellen die Mitarbeiter auch Urnen und Kabinen im Gymnasium selbst auf. Allerdings den gängigen Typ. Das sieht im Jugendzentrum anders aus. Dort haben Jugendliche und Mitarbeiter die Urnen verziert. So gibt es etwa eine „Walkabine“ auf der ein blauer Wal pappt und eine „Wahlkabiene“, die eine Biene ziert. „Es darf auch mal was Lustiges sein“, findet Weiland. Aus Jux- und Dollerei habe er angeboten, die Kabinen auch am bei der Bundestagswahl aufzustellen. Daraus wurde allerdings nichts.

Spaß soll, so Weilands Meinung, die Bundestagswahl im Jugendzentrum trotzdem machen. „Wir wollen das etwas anderes Wahllokal sein, nicht so steil wie sonst üblich“, sagt Weiland. So können die Wähler nach der Stimmabgabe auf einen Kaffee und einen Snack bleiben - oder noch länger, bis die Ergebnisse ausgezählt werden. Außerdem wird das Jugendzentrum extra eine Internetverbindung einrichten, um alle Krefelder Ergebnisse abrufen zu können. Auch der Fernseher darf eingeschaltet werden. „So wie früher, als die Wähler noch auf ein Bier in der Kneipe blieben und die Kinder ein Eis bekamen“, sagt Weiland. Am Wahltag schaut übrigens auch das Institut für Sozial- und Marktforschung Infas vorbei, um die Meinung der Wähler für die Prognosen abzufragen. Aufs Ergebnis ist Weiland jetzt schon gespannt.

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