Bauer verjagt Vögel mit Knallerei

Der Landwirt will mit dem Lärm seine Aussaat schützen. Anlieger der Grevenbroicher Straße sind genervt.

Fischeln. Morgens um acht Uhr ist für die Anlieger eines Ackers an der Grevenbroicher Straße an Schlaf nicht mehr zu denken. „Dann fängt die Knallerei auf dem Feld an“, ärgert sich Karl-Heinz Riedel. „Es klingt wie Böllerschüsse, wenn der Bauer dort auf diese Art die Tauben vom Feld vertreibt, um seinen sprießenden Salat vor ihren hungrigen Schnäbeln zu schützen.“ Da der Wind zudem meist in nordwestliche Richtung wehe und der Knalltrichter auf das Wohngebiet ausgerichtet worden sei, sei dies mehr als belästigend.

Der pensionierte Leiter der Autobahnpolizei Düsseldorf kennt sich aus mit Knallgeräuschen. „Das ist schlimmer als im Schießkeller“, sagt er. Jede halbe und volle Stunde komme eine Salve aus der Kanone. Abends und morgens seien die Schüsse intensiver.

Den Garten bei schönem Wetter zu nutzen, mache keinen Spaß mehr. „Wir Anlieger im Wohngebiet, die Sportler des benachbarten Tennisclubs, die Besucher des Freibades und des Stadtparks sind gleichermaßen betroffen.“

Was der engagierte Mann überhaupt nicht versteht: „Die Schützen dürfen das Schützenfest fast nur noch lautlos und unter strengen Auflagen feiern, aber auf den Feldern nahe der Wohnbebauung — an der Kimplerstraße zwischen Anrather Straße und dem Altmühlfeld — wird geknallt, was das Zeug hergibt.“

Die von den Knallgeräten erzeugten Lärmimmissionen seien erheblich, erklärt Riedel weiter. „Sie belästigen uns enorm.“ Doch: Nach dem Landesimmissions-Schutzgesetz stellten diese Geräte keine Belästigung dar, wenn sie „in freier Landwirtschaft“ betrieben würden. „Dabei sind die Geräusche bei ungünstiger Windrichtung noch bis zur Clemenskirche hörbar.“ Bei jeder neuen Aussaat — etwa drei bis viermal im Jahr — gehe die Knallerei wieder los.

Die Wirkung der Kanonenschüsse hält Riedel darüber hinaus für fragwürdig. „Die Vögel werden zwar aufgeschreckt, lassen sich aber kurz darauf wieder in der Nähe nieder. Sie gewöhnen sich an den Ton.“ In vielen Gemeinden seien derartige Knallgeräte inzwischen verboten, weiß Riedel. „Nach dem neuesten Stand der Technik gibt es sinnvollere Methoden, als durch regelmäßige Erzeugung von Lärm Menschen und Haustiere zu belästigen, nur um ein paar Vögel zu verscheuchen.“

Er schlägt Flatterbänder vor oder Windvögel in Raubvogelgestalt, die auch an anderer Stelle eingesetzt werden, um die hungrigen Wildtauben zu vertreiben.

Der Landwirt, der das Gerät aufgestellt hat, will sich gegenüber der WZ nicht äußern und verweist auf den Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauern. Ihr stellvertretender Geschäftsführer, Peter Muß, erklärt: „Vogelscheuchen oder Windvögel einzusetzen, bringt nichts. Die klugen Tiere gewöhnen sich daran.“ Nicht so bei den Schüssen. Die Lautstärke sei vom Hersteller definiert, der Gebrauch der Apparate durchaus legitim. Muß: „Es gibt zwar andere Möglichkeiten, wie Lasergeräte, die sind aber teuer und werden gern gestohlen. Netze zu spannen geht zwar auch, nur entsteht darunter bei hohen Temperaturen ein Hitzestau, der die Ernte ebenfalls zunichtemacht.“

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