Beschilderung Umfrage zu den Stadtwald-Brücken: "Warum steht dieses Schild hier?"

Umfrage an den Steinbrücken im Stadtwald: Radfahrer sollen dort absteigen. Sie zeigen wenig Verständnis für das Verbot.

Beschilderung: Umfrage zu den Stadtwald-Brücken: "Warum steht dieses Schild hier?"
Foto: Archiv Reimann (1) /Lukas Hübinger (3)

Krefeld. Wer die Verbotsschilder an den Steinbrücken im Stadtwald noch nie gesehen hat, der gehört nicht etwa zu einer unaufmerksamen Minderheit. „Radfahrer absteigen“ lautet der Appell unterhalb eines rot-gerahmten Ausrufezeichens. Die meisten Stadtwald-Besucher, seien es Fußgänger, Hundebesitzer oder eben Fahrradfahrer, haben diese Schilder noch nie bewusst wahrgenommen — obwohl sie eigentlich gut sichtbar aufgestellt sind. Und wenn doch, dann steigen die Radfahrer häufig nicht ab, um den Weiher zu überqueren.

Die Brücke ist asphaltiert und so breit, dass problemlos vier Radfahrer nebeneinander fahren könnten. Schlaglöcher, Unebenheiten in der Fahrbahn oder ähnliche Hindernisse gibt es keine. Bei vielen Passanten kommt zwangsläufig die Frage auf: Welchen Sinn haben diese Schilder?

Komplett aus der Luft gegriffen, ist das Verbot für Radfahrer jedoch nicht, denn: Brückengeländer dienen als Absturzsicherung für Fußgänger und Radfahrer gleichermaßen und in Deutschland ist eine Geländerhöhe von mindestens 1,2 Metern bei Radverkehr vorgeschrieben. Empfohlen werden sogar 1,3 Meter. Die Steinmauern der Brücken im Stadtwald hingegen kommen auf höchstens einen Meter. Vorschrift ist eben Vorschrift, auch wenn die Brücke harmlos wirkt und es quasi unmöglich ist, bei normaler Fahrt vom Fahrrad zu fallen und über das Geländer zu rollen.

„Ich glaube nicht, dass ich jemals jemanden gesehen hätte, der abgestiegen wäre“, sagt Monika Wohlert, die mit ihrem Hund „Balu“ regelmäßig im Stadtwald spazieren geht. „Ich bin bestimmt fünf Mal die Woche hier“, berichtet sie. Sie halte ein Verbot an dieser Stelle für unnötig. „Es ist eine Frage der Geschwindigkeit und der Achtsamkeit. Wenn jetzt hier drei Hundebesitzer und zwei Fahrradfahrer vorbeikommen, dann könnte es vielleicht eng werden.“

Genau so sehen es auch Peter Fretz und Anja Beltamann. Das Krefelder Paar fährt hin und wieder mit ihren E-Bikes durch den Stadtpark. Dabei überqueren sie auch die Brücke — ohne abzusteigen. „Das ist mir gar nicht bewusst gewesen, dass man hier nicht drüber fahren darf“, sagt Beltamann. „Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie es hier gefährlich werden soll oder wie ich über die Brüstung fallen könnte“, so Fretz.

Auf eigene Gefahr nicht abzusteigen ist die eine Sache, doch was wäre, wenn zufällig jemand vom Ordnungsamt oder der Polizei in diesem Moment vorbei kommt? Wie es der Zufall will, überqueren auch zwei Mitarbeiter des Ordnungsamtes die Brücke im Stadtwald, die vom Stadtwaldhaus zum Deuß-Tempel führt, mit dem Fahrrad. Sie sind beide vom kommunalen Ordnungsamt.

„Wir suchen einen Hund, der hier verlorengegangen ist.“ Auch sie steigen nicht ab. „Warum steht dieses Schild überhaupt hier?“, fragt der Herr vom Ordnungsamt, der das 2014 aufgestellte Verbotsschild auch erst vor kurzem registriert hat. „Ich bin seit 30 Jahren im Außendienst tätig und habe den Stadtwald immer mit dem Fahrrad befahren“, sagt er.

Theoretisch wären die Mitarbeiter des Ordnungsamtes befugt einen Strafzettel auszustellen, wenn jemand das Schild missachtet. Aber: „In der Praxis würde ich es wohl dulden."

Natürlich sollten Verbote im Straßenverkehr in der Regel beachtet werden, doch im Stadtwald wird wohl auch in Zukunft niemand an den Brücken vom Fahrrad steigen. Und da es keine echte Alternative ist, die alte Steinbrüstung zu erhöhen, werden die Schilder wohl auch noch länger dort stehen.

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