Betrug Falsche Schornsteinfeger unterwegs

Die Betrüger gehen professionell vor, nutzen dabei originale Terminzettel von echten Kollegen. Ein erstes Opfer ist eine 88-jährige Frau aus Bockum.

Betrug: Falsche Schornsteinfeger unterwegs
Foto: privat

Krefeld. Einen Schornsteinfeger zu treffen, verbinden viele Menschen mit persönlichem Glück. In Krefeld könnte sich das jedoch bald ändern. In einzelnen Stadtteilen sind seit rund zwei Wochen falsche Schornsteinfeger unterwegs. Ihr erstes Opfer war am 3. September eine 88-jährige Bockumerin, die von zwei Betrügern im Kaminkehrer-Outfit getäuscht wurde.

Die beiden Männer betraten unter dem Vorwand, Vertreter des Bezirksschornsteinfegers zu sein, das Haus der Frau. Sie trugen nicht nur die typische Berufskleidung, auch das Werkzeug glich dem der echten Kollegen.

Anstatt jedoch ihrer Arbeit nachzugehen, machten sich die beiden Männer auf den Weg in Keller und Speicher der Frau — ohne dabei die Absicht zu hegen, irgendeiner Arbeit nachzugehen. Der Hausbesuch diente einzig und allein dazu, die Räumlichkeiten nach Diebesgut auszuspähen. Dass es dazu nicht kam, lag vor allem an der richtigen Reaktion der Seniorin. Die 88-Jährige rief ihren eigentlichen Schornsteinfeger an, telefonierte dabei so laut, dass die beiden Männer dies mitbekamen und das Haus wieder verließen — ohne Beute.

Als Einzelfall scheint die Tat in Bockum allerdings nicht zu den Akten gelegt werden zu können. Die Täter gehen professionell vor und scheinen gut informiert zu sein, wie Ulrich Grüttner, Schornsteinfeger im Stadtteil Fischeln, berichtet. „Wir haben mehrere Meldungen von Privatpersonen und vor allem aber auch Hausverwaltungen, die überraschenderweise originale Terminzettel eines Schornsteinfegers aus Viersen in ihrem Briefkasten hatten“, sagt Grüttner.

Der betroffene Schornsteinfeger in Viersen reagierte nach Aussage von Grüttner mehr als überrascht über die Verteilung seiner Terminzettel im Krefelder Stadtgebiet. „Dieser gehört definitiv nicht zu seinem Auftragsgebiet — auch nicht als Vertretung“, so Grüttner.

Dass die Betrüger sich in den Kreisen der Krefelder Schornsteinfeger auskennen müssen, zeigt laut Grüttner auch die Tatsache, dass sie sich auf den eingeworfenen Terminzetteln als Vertretung für kranke Kollegen ausgaben. „Vor ein paar Tagen informierte uns wieder eine Hausverwaltung, dass der vorgegebene Termin viel zu kurzfristig sei“, erklärt Grüttner. Sofort war klar, es handelte sich wieder um die falschen Kollegen.

Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Bislang gibt es laut Auskunft von Polizeisprecherin Melanie Paeßens aber nur eine Anzeige gegen Männer, die sich als falsche Schornsteinfeger ausgaben — der versuchte Betrug in Bockum. „Die gefälschten Zettel wurden bislang nur in Briefkästen verteilt, die Personen erschienen aber nicht zu den genannten Terminen“, so Paeßens.

Grüttner warnt trotzdem ausdrücklich davor, fremde Schornsteinfeger ungefragt in die Wohnung oder das Haus zu lassen. „Bei Zweifeln sollen sich die Bürger an ihren gewohnten Schornsteinfeger oder aber an die Polizei wenden“, sagt Grüttner.

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