Stadtteile Bockum: Bürger fürchten um Nahversorgung

Nach dem Aus von Kaiser’s bleibt mit Netto nur noch ein Lebensmittelgeschäft an der Uerdinger Straße. Anwohner protestieren.

Stadtteile: Bockum: Bürger fürchten um Nahversorgung
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Der Umzug ist perfekt: Seit gestern öffnet Netto seine Türen für Kunden in der ehemaligen Kaiser’s-Filiale an der Uerdinger Straße. Was aus dem vorherigen Ladenlokal des Discounters, nur wenige Häuser weiter, wird, ist bisher ungewiss. In Bockum sorgt das für Aufregung.

Das Telefon habe in den vergangenen Tagen kaum stillgestanden, berichtet Stephan Krantz, Geschäftsführer des örtlichen Bürgervereins, von den zahlreichen Beschwerden, die bei ihm und anderen Vereins-Mitgliedern aufgelaufen seien. Die Sorge der Anrufer: „Ein Lebensmittelgeschäft in Bockums Zentrum wird auf Dauer nicht ausreichen.“ So wie er machten viele weitere Besucher ihrem Ärger darüber jetzt am WZ-Mobil Luft.

„Kaiser’s hatte eine sehr gute Frischetheke, die Regale waren ordentlich sortiert, der Laden sehr sauber“, unterstreicht Renate Steffen ihren Unmut über das Aus des Lebensmittelladens an der Uerdinger Straße. Für den Nachmieter findet sie harte Worte: „Dass Netto da jetzt einzieht, ist ein Abstieg.“

Ähnlich sieht das Burckhardt Großbach und nennt Beispiele: Das Sortiment des Discounters „ist relativ klein, bestimmte Aktionsware ist manchmal ,leider nicht mitgekommen, wird wohl auch nicht mehr nachgeliefert’ oder aber schon am ersten Vormittag ausverkauft. Das Problem ist also nicht nur, dass lediglich ein Lebensmittelgeschäft in Bockums Zentrum übrig bleibt, sondern ausgerechnet das schlechtere.“ Hildegard Benger findet: „Was fehlt, sind Markensachen, die Netto nicht führt.“ Vor allem frische Lebensmittel seien in Bockum ohne Kaiser’s Mangelware — das Bedauern darüber ist Tenor am WZ-Mobil. „Wir brauchen in Bockum eine Möglichkeit, frisches Fleisch, Wurst und Käse kaufen zu können — die fehlt jetzt“, sagt Angelika Höffken.

„Zwei Bäcker und zwei Metzgereien sowie ein ausgezeichneter Obst- und Gemüseladen in Bockums Zentrum“ sind für Burckhardt Großbach zwar „ein Lichtblick“, für andere „sind die Waren da aber auf Dauer zu teuer“, gibt etwa Höffken zu bedenken. Zumal der Metzger an der Uerdinger Straße eingeschränkte Öffnungszeiten habe, wie Stephan Krantz vom Bürgerverein Bockum ergänzt: „Berufstätige haben gar keine Möglichkeiten, hier noch zu später Stunde einzukaufen.“ Statt eines zweiten Lebensmittelgeschäfts wünscht sich Eva Krause, dass ein Drogeriemarkt in das bald leerstehende Netto-Ladenlokal an der Uerdinger Straße 612 zieht. „Ich bin zum Glück noch mobil und kann dafür nach Uerdingen oder in die Innenstadt fahren — aber gerade ältere Leute haben da ein Problem.“

Auf ein ganz anderes weist Elise Bromme hin: „Es gibt ein Riesenproblem mit den Parkplätzen auf der Uerdinger Straße, ich kann ja nicht jedes Mal mit den schweren Einkaufstüten ewig bis zum Auto laufen.“

Barbara Vogel macht sich bei allem Ärger über die neue Einkaufssituation auch sentimentale Gedanken. „Ich habe gerade nach 20 Jahren Abschied vom Netto-Personal genommen.“

Denn auch wenn Kaiser’s von der Uerdinger Straße verschwunden ist — das Personal bleibt, dafür müssen die Netto-Mitarbeiter gehen. „Die Leute waren mir nach so langer Zeit vertraut, das ist schon traurig“, sagt Vogel.

Stephan Krantz kündigt an, der Bürgerverein wolle nun das Gespräch mit dem Inhaber des bald leerstehenden Netto-Geschäfts suchen — Vorschläge, die jetzige Einkaufssituation zu verbessern seien bei den Mitgliedern willkommen.

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