Bayer-Wiese in Bockum Bockumer kämpfen für ihre Wiese

Krefeld · Grünfläche der Bayersiedlung soll in ein Wohngebiet umgewandelt werden.

Die Anwohner Sandra Heinrich, Hans-Joachim Wollweber und Ute Genth (v. l.) auf der sogenannten „Bayer-Wiese“ der Bayer-Siedlung Bockum im Bereich der Scheiblerstraße, die bebaut werden soll.

Die Anwohner Sandra Heinrich, Hans-Joachim Wollweber und Ute Genth (v. l.) auf der sogenannten „Bayer-Wiese“ der Bayer-Siedlung Bockum im Bereich der Scheiblerstraße, die bebaut werden soll.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Sie ist das Herzstück ihrer Siedlung. Weit mehr als eine Grünfläche: Die Bayer-Wiese im Stadtteil Bockum bedeutet den Anwohnern viel. Im Stil eines Dorfangers angelegt, gilt sie als zentraler Treffpunkt, als Erholungs- und Sozialraum, als Platz, an dem die Kinder ungefährdet und frei spielen können. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Der Bebauungsplan 741 sieht vor, das Gebiet zwischen Scheibler-, Busch- und Friedrich-Ebert-Straße seniorengerecht umzubauen. Die Vivawest GmbH plant zusammen mit der westlich gelegenen „Apfelwiese“ vier Mehrfamilienhäuser mit jeweils 18 Wohnungen, inklusive Tiefgarage, Parkplätzen und einer Zufahrtsstraße.

Für die Anwohner eine Katastrophe. Sandra Heinrich sagt: „Sollte es zu der Bebauung kommen, wäre die ganze Struktur der Siedlung hinüber. Unsere ruhige Lage wird komplett zerbombt.“ Hans-Joachim-Wollweber, der seit 35 Jahren an der Wiese lebt, ergänzt: „Für uns ist der Bebauungsplan kein Zugewinn, sondern schlicht und einfach der Totalverlust unserer Lebensqualität.“

Schnell formierte
sich ein Bürgerprotest

Für die Bürger Grund genug, den Plan anzufechten. Im Juni bildete sich binnen weniger Wochen eine Bürgerbewegung, die ihren Unmut publik macht. „Wir als Anwohner vertreten geschlossen die Meinung, dass eine Bebauung unbedingt verhindert werden muss“, sagt Ute Gendt, die zusammen mit Wollweber und Heinrich den Kopf des Protestes bildet. Um Politik und Verwaltung zu einem Umdenken zu bewegen wurden zuletzt Unterschriften gesammelt, Listen in allen Bockumer Geschäften ausgelegt und ein Internet-Video, das die Situation schildert, veröffentlicht. Eine Online-Petition soll folgen.

In einer Öffentlichkeitsbeteiligung, wird am 27. September in den Räumen des Bockumer Rathauses diskutiert. Wollweber: „Da werden wir mit möglichst vielen Leuten auftauchen.“ Die Bebauungsgegner setzen dabei auf eine vielschichtige Argumentation. Die Bayer AG baute 1960 das Areal, nutzte es als Wohnfläche für ihre Mitarbeiter. Die Struktur, in der die Wiese einen mittig gelegenen Treffpunkt kennzeichnet, ist heute selten.

Juristisch gesehen gilt die Fläche zwar als ungenutztes Gartenland, die Realität sähe aber anders aus, versichert Gendt: „Der Begriff sagt nichts über die Bedeutung und Nutzung der Wiese aus. Die Siedlung befindet sich im Generationswechsel. Sie wird Tag für Tag von vielen Kindern und Erwachsenen als Sozial- und Spielraum genutzt.“

Anwohner fürchten
mangelnde Parkmöglichkeiten

Dass die Stadt die Plakette „Kinderfreundliche Stadt“ anstrebt, gleichzeitig aber eine kinderfreundliche Siedlung bebauen will, empfinden die Anwohner als widersprüchlich. Die zuletzt so heißen Sommermonate haben zudem ein weiteres Problem aufgezeigt. „Zusätzliche Wohnräume würden eine weitere große Fläche versiegeln“, sagt Gendt. Die Folge: Mangelnde Durchlüftung, schlechte Luftqualität und Aufheizung. Trotz geplanten Tiefgaragen würden nach Meinung der Anwohner auch das Verkehrsaufkommen sowie die Parkplatzsituation steigen. „Die geplanten Zufahrtsstraßen sind als Wohnstraßen nicht dafür geeignet“, sagt Sandra Heinrich.

Damit diese Probleme nicht aufkommen verweist Ute Gendt auf alternative Baugrundstücke, wie das Bauland an der Bethel/Emil-Schäfer-Straße oder andere Baugebiete in Bockum, die „nicht die Struktur einer ganzen Siedlung zerstören würden.“ Für eine Stellungnahme war die Vivawest GmbH am Freitag nicht zu erreichen, erste Erkenntnisse bringt erst die Öffentlichkeitsbeteiligung Ende September. Bis dahin bleiben die Anwohner hartnäckig und stellen eine Kampfansage auf.

Heinrich: „Die Planung sind nichts als reine Theorie. Die komplette Nachbarschaft wird alles tun, um die Bebauung zu verhindern.“

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