Radwege Lob und Tadel für die „Krefelder Fahrrad-Offensive“

West · Bezirksvertretung West möchte in die weitere Ausarbeitung des Radwege-Konzepts stärker eingebunden werden.

 Radweg an der Anrather Straße in Richtung Fichtenhain endet an alter Bahntrasse und wird 50 Meter weiter fortgesetzt.

Radweg an der Anrather Straße in Richtung Fichtenhain endet an alter Bahntrasse und wird 50 Meter weiter fortgesetzt.

Foto: Werner Dohmen

Seit 1993 ist Krefeld Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Städte. Die entsprechenden Schilder stehen bis heute an den Einfahrten in Richtung Innenstadt. Doch die Realität sieht anders aus: Beim jüngsten Städtevergleich durch den Fahrradclub ADFC landete Krefeld mit der Note 3,8 nur auf Platz 19 von 25 vergleichbaren Kommunen. Michael Hülsmann, Krefelds Radverkehrsbeauftragter, brachte es auf den Punkt: „Wir haben uns auf den Lorbeeren der 1990er Jahren ausgeruht.“ Damit soll jetzt Schluss sein, verdeutlichte er in der Diskussion über die „Krefelder Fahrradoffensive“ in der Bezirksvertretung West. Das bisher vorbereitete Konzept stieß bei den Politikern allerdings nicht auf uneingeschränkte Begeisterung.

Mit der „Fahrradoffensive“ möchte die Stadt den Anteil des Radverkehrs auf den Straßen auf 30 Prozent erhöhen. 2017 lag er nur bei 21 Prozent. Ab 2020 sieht der Haushalt laut Vorlage der Verwaltung 500 000 Euro pro Jahr für die Erneuerung bestehender Strecken vor.

„Das ist nicht sehr ambitioniert“, kritisierte Axel Heimendahl (Grüne) das vorliegende 37-Seiten-Papier. Die Summe von 500 000 Euro nannte er „eher bescheiden“. Es sei notwendig, die Standards für Radwege in der Stadt neu zu definieren. Viele davon – etwa auf der Forstwaldstraße – seien „in einem bedauernswerten Zustand“.

Neuer Radweg endet vor einem Bahnübergang

Heinz-Albert Schmitz (CDU) sprach konkret die geplante Radroute Krefeld-Venlo an. Die „wirtschaftliche Route“ mit einem Umweg von 15 Kilometern über Kempen werde von der Verwaltung offenbar favorisiert. Die CDU dagegen bevorzuge die „touristische Route“ über Tönisvorst. Mit der Stadt Tönisvorst sei noch gar nicht gesprochen worden, obwohl zehn Kilometer der Radtrasse über deren Stadtgebiet führten. Den Radweg im Bereich Bellenweg würde seine Fraktion gerne in die Prioritätenliste aufnehmen lassen.

Schmitz lobte die Fertigstellung des noch fehlenden Radwegs entlang der Anrather Straße zwischen Postfrachtszentrum und Fichtenhain. Er kritisierte aber gleichzeitig, dass der Lückenschluss am alten Bahnübergang der Strecke aus Richtung Willich fehlt. Tatsächlich werden Radfahrer aus beiden Richtungen dort gezwungen, einen (gefährlichen) Schlenker über die stark befahrene, schmale Straße zu machen. Die Erklärung: Die Bahntrasse sei noch nicht entwidmet, so Schmitz.

Kritik am Lückenschluss gibt es auch aus der Bürgerschaft – wenn auch in eine andere Richtung.  Die Straße sei so eng, dass Lkw teils den weichen Randstreifen zwischen Fahrbahn und Radweg befahren würden. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Anhänger auf den Radweg kippt“, heißt es dazu auf Facebook.

Zurück zum Radwegkonzept. Die Sprecher der übrigen Fraktionen hielten sich in der Bezirksvertretung mit Detailkritik noch zurück. So wie Günther Porst (FDP) forderten sie, dass die Bezirksvertretung in die weiteren Planungen eingebunden werden müsse. Gabi Schock (SPD) sprach von Widersprüchen im Konzept, das deshalb in der nächsten Sitzung wieder auf die Tagesordnung gesetzt werden müsse.

Auch im Bauausschuss, wo das Konzept zeitgleich zur Bezirksvertretung vorgestellt wurde, wurde weiterer Beratungsbedarf signalisiert. Michael Hülsmann versicherte, dass alle betroffenen Bezirksvertretungen nach der Grundsatzentscheidung im Ausschuss, die eigentlich schon am 19. Juni fallen sollte, in die Detailarbeit eingebunden werden.

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