Stadtteil-Check Forstwald: Wo Bäume und Bahn das Leben bestimmen

Der Wald sorgt für Lebensqualität. Hans Jürgen Herzog führt zu seinen Lieblingsplätzen in Forstwald.

Krefeld-Forstwald. "Wir haben doch hier nichts außer dem Wald", entfährt es Hans Jürgen Herzog, als er von der WZ gebeten wird, das Quartier Forstwald vorzustellen. Zweifellos bestimmt der Wald ganz wesentlich das Stadtbild und die Lebensqualität im südwestlichsten Stadtteil Krefelds. Es ist die gute Luft, die relative Ruhe und die fast endlose Möglichkeit für Spaziergänge - all das schätzen die Forstwalder an ihrem Wald so. Wer aber mit dem langjährigen Vorsitzenden des Bürgervereins loszieht, um mehr Charakteristisches zu finden als den Wald, merkt sehr schnell, dass Forstwald mehr zu bieten hat als große Bäume.

Als einen seiner Lieblingsplätze steuert Herzog zunächst die Hexenkuhlen an. Ursprünglich sind die großen Löcher im Wald am Bellenweg, Ecke Forstwaldstraße vor etwa 70 Jahren entstanden, um Lehm abzubauen, der damals zum Hausbau verwendet wurde. In den 1950er Jahren entdeckten Forstwalder Kinder die Kuhlen als Waldspielplatz. "Es ist noch immer toll zu sehen, wie sich die Kinder diesen Waldspielplatz mit der Zeit selber hergerichtet haben", sagt Herzog.

Ein Muss für ihn an jedem Freitagmorgen: Der Wochenmarkt vor der Kirche Maria Waldrast. Der ist nämlich mehr als ein Ort, an dem es an mittlerweile acht Verkaufsständen frisches Obst, Gemüse, Wurst, Käse und Blumen gibt. Er ist seit nunmehr elf Jahren kommunikativer Mittelpunkt in Forstwald.

Unter einem kleinen Holzdach bieten die Frauen der Pfarrgemeinde in den Sommermonaten Kaffee und Kuchen an. Das Angebot nehmen bis zu 40 Forstwalder gerne wahr und kommen zum Klönen vorbei. "Dass acht Marktbeschicker ihre Waren für eine vergleichsweise kleine Zahl von etwa 3600 Einwohner anbieten, zeigt, wie akzeptiert der Markt in der Bevölkerung ist", sagt Herzog zufrieden.

Eine weitere häufig von Herzog genutzte Ecke: Der Bellenweg mit Bahnhof und die Grundschule. "Eine Schule mitten im Wald - welch eine Idylle! Für mich ist die Schule die schönste im Stadtgebiet" sagt der Forstwalder. Den Erhalt des Bahnhofs darf sich Herzog ganz alleine auf die Fahne schreiben. Per Zufall erfuhr der langjährige Pendler Anfang der 90er Jahre, dass die Bahn den Haltepunkt aufgeben wollte.

Schnell war der Draht zur damaligen Bahndirektion in Köln hergestellt, wo Herzog erfolgreich protestierte. Dass der Haltepunkt derzeit renoviert wird und sogar zusätzlich eine Park+Ride-Anlage erhält, macht den Mitte Mai ausgeschiedenen Bürgervereins-Vorsitzenden zufrieden. Auch wenn die Bahn zwei nicht unerhebliche Nachteile birgt: Sie zerschneidet Forstwald in zwei Hälften und bringt Lärm mit sich.

Überhaupt nicht gefällt Herzog die Situation auf der Plückertzstraße und der Forstwaldstraße, die beide als Abkürzungsstrecke von Pendlern aus Tönisvorst und Kempen in Richtung Stadtmitte und Autobahn missbraucht werden. "Leider ist dieses Problem in der Verwaltung viel zu wenig bekannt. Dort heißt es immer, Forstwald hat kein Verkehrsproblem, was nicht stimmt", meint Herzog. Immerhin gebe es mit dem Forstwaldkonzept konkrete Pläne, den Bereich rund um das Forsthaus zu beruhigen.

Genauso wenig freut ihn das vor sich hin gammelnde Kasernengelände. "Ich würde es sehr begrüßen, wenn die Fläche tatsächlich aufgeforstet wird als Ausgleichsfläche für den Ausbau der A57", sagt der 70-Jährige.

Spürbar besser wird die Stimmung von Hans Jürgen Herzog, als er die Türe zum kleinen Museum hinter dem Gasthaus Hückels May betritt. Das Diorama, das die "Schlacht von Crefeld" vor 250 Jahren nachstellt, hat der Bürgerverein auf die Beine gestellt und ist jeden Sonntagnachmittag für Gäste geöffnet. Zig tausend Zinnfiguren wurden aufgestellt, in mühseliger Kleinarbeit das Schlachtfeld nachgebaut.

"Ich bin überrascht, wie viel positiver Stoff unser kleines Forstwald doch hergibt", sagt Herzog am Ende der Rundfahrt.

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