Stadt hat sich die Suppe selber eingebrockt

Kommentar Ausschreibung für Fundtierverwaltung aufgehoben

Die Ausschreibung der Fundtierbetreuung in Krefeld gerät zur Farce — nur dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Die Verwaltung zeigt sich über das abgegebene einzelne Angebot empört. Das liegt umgerechnet um das Achtfache höher als die Stadt gerne hätte. Dabei hat sie sich mit ihrem Vorgehen die Suppe selber eingebrockt.

In der europaweiten Ausschreibung schätzt sie den Auftragsumfang für 900 Tiere (circa 200 Hunde, 500 Katzen und 200 sonstige Tiere wie Vögel, Schildkröten, Kaninchen und Reptilien) auf 400.000 Euro ohne Mehrwertsteuer. Wohlgemerkt auf vier Jahre gerechnet. Ergibt summa summarum 100.000 Euro pro Jahr. Dass diese Zuschusssumme den Krefelder Tierschutzverein fast in den Ruin getrieben und die Rücklagen aufgezerrt hat, wird durchgehend ausgeblendet. Vielmehr soll diese Praxis mit der Ausschreibung legitimiert werden.

Der Tierschutzverein selbst kommentiert die Zahlen des Angebots nicht. Dass die Ausschreibung wegen des hohen Betrages aufgehoben worden ist, kommt nicht überraschend. Dem Verein vorzuwerfen, er hätte die Ausschreibung nicht ernst genommen, ist jedoch respektlos einem langjährigen Vertragspartner gegenüber. Zum ersten Mal hat der vermutlich die wahren Kosten aufgedeckt, um zu verdeutlichen, was er in der Vergangenheit bereit war zu leisten und einzubringen.

Mit Spenden kann der Verein nicht fest planen. Erst recht nicht, wenn die Stadt in ihrer Ausschreibung einen Beleg der wirtschaftlichen und finanziellen Leistungsfähigkeit des Anbieters verlangt. Alles andere wäre vom Verein tatsächlich unseriös gewesen.

Die Krefelder sollten sich bei einer solchen Praxis gut überlegen, wofür sie ihr Geld spenden. Der neue OB-Kandidat der CDU, Peter Vermeulen, setzt bereits jetzt auf das Engagement der Bürger. Angesichts der Haushaltslage will er den Bürgersinn noch stärker aktivieren und noch mehr Sozialpartnerschaften wie beim Zoo etc. etablieren.

Das Vorhaben ist ehrenwert, nur nicht, wenn eine verschuldete Stadt sich damit aus der Verantwortung stehlen will. Die Krefelder dürfen gespannt sein, wie die Stadt die Fundtierverwaltung ab Januar gewährleisten wird. Die ist schließlich eine Pflichtaufgabe.

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