Projekt gegen Kinderarmut „Krefeld für Kinder“: Achim Watzlawik ist das neue Gesicht

Krefeld · Gregor Micus beendet seine Arbeit bei der Initiative gegen Kinderarmut und freut sich über viele Spender und gelungene Projekte. Sein Nachfolger will den ein oder anderen neuen Akzent setzen.

 Gregor Micus, der scheidende Koordinator der Initiative „Krefeld für Kinder“ (li.), und sein Nachfolger Joachim Watzlawik rahmen Sabrina Lesch ein, die neue Koordinatorin für Kommunale Präventionsketten.

Gregor Micus, der scheidende Koordinator der Initiative „Krefeld für Kinder“ (li.), und sein Nachfolger Joachim Watzlawik rahmen Sabrina Lesch ein, die neue Koordinatorin für Kommunale Präventionsketten.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Stabwechsel bei der Koordination der städtischen Initiative „Krefeld für Kinder“. Dem Verwaltungsprofi und Ex-Jugenddezernent Gregor Micus folgt mit Achim Watzlawik ein Krefelder Urgestein in Sachen Jugendsozialarbeit und freier Kulturszene. Doch nur auf den ersten Blick ist diese Personalie ein schroffer Wandel, denn wen es um benachteiligte Kinder und Jugendliche geht, dann ticken Micus und Watzlawik sehr ähnlich: Sie packen an und wollen helfen. „Ich freue mich – das passt“, sagte Micus zu seinem Nachfolger.

Eine mentale Grundvoraussetzung dafür teilen sie wiederum mit OB Frank Meyer, der den Stabwechsel am Donnerstag im Rathaus moderierte und beiden dankte: Sie alle sind empört – oder wie es Meyer formulierte: „Ich empfinde es immer noch als unerträglich, dass in unserem reichen Land und in unserer reichen Stadt so viele Kinder nicht die gleichen Chancen haben und nicht partizipieren können.“ Dementsprechend bleibe es eine zentrale Aufgabe, diesen Missstand zu bekämpfen. Die Sozialstatistik lässt da keine Diskussion zu: Fast jeder vierte Minderjährige in Krefeld lebt in einer Hartz-IV-Familie, ist auf Transferleistungen angewiesen. Und: Die Misere hat sich verfestigt. „Trotz jahrelang guter Konjunktur und sinkender Arbeitslosigkeit bleibt leider ein stabiler Sockel an SGB-II-Empfängern“, sagte Sozial- und Jugenddezernent Markus Schön.

Genau deshalb wurde im April 2018 die Initiative „Krefeld für Kinder“ ins Leben gerufen – übrigens ausdrücklich nicht als Konkurrenz zu den bestehenden Angeboten von Kirchen und freien Trägern.

3000 Kinder haben die
Angebote schon erreicht

Insgesamt kamen seitdem rund 163 000 Euro von 110 Spendern zusammen. In diesem Jahr sind es bislang 20 000 Euro an allgemeinen Spenden an die Initiative und 55 000 Euro zielgerichtet für bestimmte Zwecke. „Ich finde es wirklich beeindruckend, dass selbst in einem Pandemiejahr so sehr auch an andere gedacht wird“, freute sich Micus. 

Genutzt wurden und werden die Gelder für die verschiedensten Projekte: von den Ferienerlebnistagen (dieses Jahr fielen sie coronabedingt aus) über Foto-Safaris und Theaterprojekte („Move“) bis hin zu sozialen Lerntrainings oder Toleranz-Workshops. Insgesamt wurden mit all dem etwa 3000 Kinder erreicht. Besonders gefreut hat Micus der Erfolg eines Aussteigerprojektes für einen straffällig gewordenen Jugendlichen. Dem bot ein Krefelder Unternehmen eine Ausbildungsstelle an, der junge Mann nutzte diese Chance eindrucksvoll, wurde Innungsbester. Das wiederum begeisterte die Firma so sehr, dass sie sich in dieser Woche mit einer 10 000-Euro-Spende bei „Krefeld für Kinder“ bedankte.

Nun also Achim Watzlawik, der unter anderem 25 Jahre im Jugendheim Fichtenhain gearbeitet hat. „So traurig es ist, dass es diese Initiative geben muss, so wunderbar ist es auch“, sagt er. Dann spricht er davon, wie schwierig es schon sei, bei allen Kindern zumindest die Grundbedürfnisse zu sichern, also Nahrung, Kleidung, warme Wohnung. Doch die Kinder bräuchten natürlich viel mehr, Watzlawik spricht von „Sonnenstrahlen in ihrem Leben, Wertschätzung, Akzeptanz, guten Erfahrungen und Erlebnissen“. Die Kultureinrichtungen der Stadt müssten deshalb „Erlebnisräume schaffen bei niederschwelligen Zugängen“. Dafür müsse man noch mehr Werbung machen und Multiplikatoren für das Projekt zu gewinnen, „auch wenn das Feld schon gut bestellt ist“.

Außerdem hat er noch eine neue, meist unbeachtete Helfer-Zielgruppe im Visier: Andere Kinder und Jugendliche, die in behüteten Strukturen aufwachsen. Denn die wüssten oft am besten, was ihre ärmeren Mitschüler oder Spielkameraden besonders dringend brauchen.

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